Hier wird über Neuerscheinungen zur Frauen- und Geschlechtergeschichte des Ruhrgebiets informiert.

Neuerscheinungen

Fasia – von trutzigen Frauen und einer Troubadora

Fasia – von trutzigen Frauen und einer Troubadora; 85 Min. | Farbe & s/w | deutsch | Regie: Re Karen | 2024 (1987)

Dieser Kino-Dokumentarfilm ist eine Neufassung des Films von 1987, der damals von der kulturellen Filmförderung Hamburg und NRW gefördert worden ist. Das Landesfilmarchiv Bremen machte den  digitalen Scan vom 16mm Film; Clemens Seiz (Ikonograph, Berlin) unterstützt von Christoph Trageser (RetroCut, Hamburg) hat den Film digital restauriert und bearbeitet. Der neue Filmschnitt erfolgte in Anlehnung an das Buch “Fasia, geliebte Rebellin”, Marina Achenbach, Asso Verlag, Oberhausen 2004. Die Kinovorführkopie, DCP, wurde gefördert vom Filmbüro Bremen.

Kontakt / Vertrieb:

Gernot Steinweg, Produzent, Bremen: gernot.steinweg@web.de
Brigitte Sonnenthal-Walbersdorf, Dortmund: b.walbersdorf@t-online.de
Fasia-Jansen-Stiftung, Oberhausen, Martina Franzke: info@fasia-jansen-stiftung-ev.de
ARCA – Afrikanisches Bildungszentrum / Fasiathek, Hamburg: Millicent Adjei: info@arca-ev.de

Die Neufassung wird präsentiert von:

Fasisa-Jansen-Stiftung, Oberhausen; Landesfilmarchiv Bremen;
Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund;
Ikonograph, Berlin, RetroCut, Hamburg,  Crowd Funding

Neuerscheinungen

Geschlechtergeschichte. Herausforderungen und Chancen, Perspektiven und Strategien

Ein Positionspapier zu diesem Themenkomplex von Christina Benninghaus (Interdisziplinäres Institut für Geschlechterforschung, Universität Bielefeld), Benno Gammerl (History Department, European University Institute), Maren Lorenz (Ruhr Universität Bochum, Geschichte der Frühen Neuzeit & Geschlechtergeschichte), Martin Lücke (Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin) und Xenia von Tippelskirch (Goethe-Universität Frankfurt am Main) ist nachzulesen auf H-Soz-Kult.

Das Fazit lautet: „Die historische Geschlechterforschung ist kein neues Forschungsfeld mehr, aber auch nicht obsolet geworden. Sie hat sich – gegen Widerstände – konsolidiert. In den letzten Jahrzehnten wurde viel erreicht. Heute sehen wir neue Herausforderungen und Chancen. Gender history is still going strong!“

Neuerscheinungen

Hierarchien und unterschiedliche Arbeitsplatzpräferenz: Frauen erhalten weniger Lohn für vergleichbare Aufgaben

Berufe mit einem hohen Anteil an Interaktionen wie beispielsweise Managementaufgaben werden tendenziell besser bezahlt als andere Tätigkeiten. Allerdings werden Frauen für solche interaktiven Aufgaben schlechter bezahlt als Männer, zeigt eine neue Studie des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen. Eine wahrgenommene höhere Sozialkompetenz der Frauen gegenüber den Männern bei interaktiven Aufgaben zahlt sich demnach für sie finanziell nicht aus.

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der Aufgabenspezialisierung nur eine geringe Erklärungskraft für das Lohngefälle haben. Männer bekommen tendenziell ein höheres Einkommen, auch weil sie überdurchschnittlich oft in hochrangigen Berufen arbeiten. Die Hierarchieebene erklärt etwa 30 Prozent der Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in interaktiven Jobs. Hinzu kommen nicht-finanzielle Arbeitsplatzpräferenzen, z. B. flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Angebote als Gründe für geschlechtsspezifische Lohngefälle.

Infos: https://www.rwi-essen.de

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Frauen und Gewerkschaften

Ein Plädoyer für die Neuperspektivierung der Gewerkschaftsgeschichte am Beispiel der Frauen in der Gewerkschaft Textil-Bekleidung (1949-1998) formuliert Alicia Gorny in ihrem Blog-Beitrag der Historischen Kommission für Westfalen: https://hiko.hypotheses.org/659

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Die Revolution 1848/49 – keine Demokratiegeschichte ohne Frauengeschichte!

Bis heute wird die Geschichte der europäischen Demokratie – und damit auch der Revolution von 1848/49 – als Taten mutiger Männer erzählt. Doch auch viele Frauen waren an dieser Revolution beteiligt, die die politische Kultur und das Demokratieverständnis nachhaltig prägen sollte. Frauen/Ruhr/Geschichte erinnert an die in Sprockhövel geborene Revolutionärin Mathilde Franziska Anneke (1817-1884). https://www.frauenruhrgeschichte.de/frg_biografie/mathilde-franziska-anneke/ Bei den diesjährigen Feiern zum 175-jährigen Jubiläum finden die Revolutionärinnen, ihre Unterstützer*innen und ihre Forderungen kaum den ihnen gebührenden Raum: Dabei waren Frauen in Europa an der Revolution beteiligt – als Steinewerferinnen, Barrikadenbauerinnen, Gründerinnen von Frauenvereinen, Stickerinnen von Fahnen, die den neuen Bürgerwehren bei feierlichen Prozessionen überreicht wurden, aber auch in Salons und Redaktionsstuben – oder als wehrhafte Hausfrauen und Mütter.

Mit der Publikationsreihe Infos, Links & Materialien bietet das DDF – insbesondere für Medienschaffende und Multiplikator*innen – eine Sammlung von im DDF vorhandenen Beiträgen zu einem Thema. Dies umfasst weder die gesamt Fülle der Bestände der feministischen Erinnerungseinrichtungen, die die Grundlage für das DDF stellen, noch bildet es vollumfänglich die Inhalte vom DDF und seinem META-Katalog, der feministischen Online-Recherchedatenbank, ab.

Die Handreichung bietet den Einstieg in das jeweilige Thema, erleichtert die Recherche und zeigt mögliche Anknüpfungspunkte für Forschung und Bildung auf. Auch begleitet das DDF mit der Publikation Anlässe im Jubiläumsjahr und unterstützt bei Bedarf gern bei weiterführenden Anfragen. Ansprechbar sind hier vor allem die verantwortliche Redaktion der Reihe, bestehend aus Dr. Birgit Kiupel und Dr. Jessica Bock sowie der DDF-Kommunikationsleitung Steff Urgast.

Die vorliegende Publikation gliedert sich in zwei Teile: die Erinnerung an die Akteurinnen der Märzrevolution 1848 und ihr Ringen um Frauenemanzipation sowie die Nachwirkungen für die spätere Frauenbewegungsgeschichte und Forschungspotenziale zum Thema.

Zum Durchblättern & Download – Infos, Links & Materialien 2/23: „Die Freiheit ist untheilbar“ (Louise Otto-Peters) – Märzrevolution 1848 und die  Frauenemanzipation

Neuerscheinungen

Beitrag über Politikerinnen im Ruhrgebiet in der ZfG

In Heft 5/2023 der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, herausgegeben von Wolfgang Benz, Claudia Weber, Benjamin Ziemann und anderen, ist der Artikel „Politikerinnen in Weimar – endlich der Beginn einer Spurensuche! Forschungen zum Ruhrgebiet“ von Susanne Abeck und Uta C. Schmidt erschienen. Hier ein Einblick.

Neuerscheinungen

Forschung zur Kritik der Frauen- und Lesbenbewegung an Gen- und Reproduktionsmedizin erschienen

Linda Unger hat im Digitalen Deutschen Frauenarchiv einen mit Archivmaterial reich bestückten Essay publiziert: Die Grenzen der Selbstbestimmung – Feministische Kritik an Bevölkerungspolitik, Reproduktions- und Gentechnologien in den 1980er Jahren, https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/die-grenzen-der-selbstbestimmung  Er vertieft und erweitert die hier bei www.frauenruhrgeschichte.de publizierte Biografie von Rita Kronauer https://www.frauenruhrgeschichte.de/frg_biografie/rita-kronauer/

Neuerscheinungen

Zeitschrift GENDER im Open Access verfügbar

Alle digitalen Einzelbeiträge (PDF) der GENDER können auf der Plattform Budrich Journals kostenfrei heruntergeladen werden, die digitalen Gesamthefte (PDF) stehen in dem Onlineshop zum Download bereit.

Die GENDER bietet der Frauen- und Geschlechterforschung sowie den Gender Studies ein fachübergreifendes Forum für wissenschaftliche Debatten und die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis.

Das Spektrum der Zeitschrift umfasst gesellschaftliche und kulturelle Themen – dem multidisziplinären Charakter der Zeitschrift entsprechend werden soziologische, erziehungswissenschaftliche, politikwissenschaftliche, ökonomische, kulturwissenschaftliche und historische Analysen aufgegriffen. Dabei geht es überdies um die Analyse lokaler, regionaler und globaler Einflüsse auf Geschlechterbeziehungen und -verhältnisse. Die GENDER ist offen für unterschiedliche Positionen. Theoretische Auseinandersetzungen und Kontroversen sind ebenso erwünscht wie empirische Studien. Von Interesse sind hierbei insbesondere Studien, die ihren Blick auf soziale und kulturelle Veränderungen richten und das Handlungspotenzial jenseits tradierter geschlechtlicher Zuschreibungen ausloten.

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open access: Frauenpolitik und Männergewerkschaft

Susan Zimmermann: FRAUENPOLITIK UND MÄNNERGEWERKSCHAFT. Internationale Geschlechterpolitik, IGB-Gewerkschafterinnen und die Arbeiter- und Frauenbewegungen der Zwischenkriegszeit, Erhard Löcker GesmbH, Wien 2021

Die Fraueninternationale des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) war in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen aktiv. Sozialistische Gewerkschafterinnen hatten in der Arbeiterbewegung mit der Randständigkeit der Frauenfrage und in der Frauenbewegung mit der Randständigkeit der Klassenfrage zu kämpfen. Dieses Buch rückt die IGB-Gewerkschafterinnen und ihren weitgehend unerforschten Beitrag zur internationalen Frauen- und Geschlechterpolitik ins Zentrum des Interesses.

Die IGB-Fraueninternationale kooperierte eng mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und dem Völkerbund in Genf. Ihre Positionen und Politiken entwickelte sie in Auseinandersetzung mit der Führungsriege des IGB, internationalen Frauenorganisationen und den Gewerkschafts- und Frauenbewegungen der europäischen Länder. Sie strebte
nach der Stärkung der Position weiblicher Arbeitskräfte und befasste sich mit gewerkschaftlicher Lohnpolitik, der unbezahlten Familienarbeit der Frauen, Arbeitsschutz und
Sozialpolitik, dem Recht auf Arbeit, Krieg und Frieden, und der gewerkschaftlichen Organisierung von Frauen.

Das Buch untersucht die vielfältige internationale Auseinandersetzung der genannten Akteure und Akteurinnen um diese Fragen, und hebt den komplexen und eigensinnigen Beitrag
der IGB-Gewerkschafterinnen hervor.

Open Access.

Über Susan Zimmermann hier.

Neuerscheinungen

Publikation zu Elisabeth Wilms erschienen

Anfang der 1940er-Jahre entdeckte die Dortmunderin Elisabeth Wilms (1905–1981) ihre Leidenschaft für das Filmen. Was als Hobby begann, entwickelte sich nach dem Ende des Krieges schnell zu einem einträglichen Geschäft an der Schnittstelle von Amateur- und Gebrauchsfilm: In gut vierzig Jahren produzierte sie etwa einhundert Filme, davon rund sechzig Auftragsfilme unter anderem für karitative Organisationen, im Ruhrgebiet ansässige Industrieunternehmen und die Stadt Dortmund.

Ihre Produktionen füllten keine Kinosäle, vielmehr kamen sie im Kontext des „non-theatrical film“ außerhalb des kommerziellen Kinos zu unterschiedlichsten Zwecken zur Aufführung. Wilms agierte zugleich als Produzentin, Regisseurin, Kamerafrau, Cutterin und Filmvorführerin, deklarierte ihre Tätigkeit in der Öffentlichkeit jedoch beständig als „Hobby“ und wurde von der zeitgenössischen Presse auch gerne als „filmende Bäckersfrau“ tituliert.

Mit dem Fokus auf Wilms und ihr Werk verfolgt die Fallstudie einen Autorenansatz und situiert sich gleichzeitig in der Amateur- und Gebrauchsfilmforschung. Sie erweitert dabei das Verständnis von Filmgeschichte maßgeblich, indem sie erstmals eine Kartierung der (west-) deutschen Filmkultur nach 1945 außerhalb des kommerziellen Kinos in vielen Facetten am Beispiel einer Filmemacherin vornimmt. Gleichzeitig ist sie als Beitrag zur Lokalgeschichte Dortmunds zu verstehen.

Stark, Alexander, Die «filmende Bäckersfrau» Elisabeth Wilm. Amateurfilmpraktiken und Gebrauchsfilmkultur. Marburger Schriften zur Medienforschung [92], 444 Seiten, 148 x 210 mm, 1. Auflage, Januar 2023, 48,– €, ISBN 978-3-7410-0421-6 als Open Acces auch herunterzuladen auf der Seite https://www.schueren-verlag.de/programm/titel/753-die-filmende-baeckersfrau-elisabeth-wilms.html

Einen Eindruck vom Filmschaffen von Elisabeth Wilms vermitteln diese Filme, die man auf Youtube ansehen kann.

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Film: Hertha Hoffmann – Vertreibung einer Dortmunder Unternehmerin

Die jüdische Unternehmerin Hertha Hoffmann (1892-1990) war eine Pionierin der Automobilbranche in Dortmund und engagierte sich zudem auf sozialem Gebiet und in der Frauenrechtsfrage. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 geriet sie als Linke, Jüdin und erfolgreiche Unternehmerin schnell ins Visier der neuen Machthaber. Sie war Willkürmaßnahmen gegen ihren Betrieb und Drohungen gegen ihre Person ausgesetzt. Noch 1933 floh sie nach Palästina.

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Nadja Abt bei Urbane Künste Ruhr

Nadja Abt war von April bis Juni 2022 Artist-in-Residence der Urbanen Künste Ruhr. Die kosmopolitische Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin machte in dieser Zeit im Ruhrgebiet ganz spezielle Erfahrungen. Mehr dazu im Interview auf www.gender-blog.de

Neuerscheinungen

Doris Freer: Die ersten Frauen in der Duisburger Stadtverordnetenversammlung

in: Duisburger Forschungen. Schriftenreihe für Geschichte und Heimatkunde Duisburgs, Bd. 63, Essen 2021, S. 101-187

„Anlässlich der 100-jährigen Wiederkehr der Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland hat die Historikerin und ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Duisburg die Geschichte der weiblichen Stadtverordneten in Duisburg untersucht. Der Beitrag spannt einen weiten Bogen von den Anfängen der Frauenwahlrechtsbewegung über die Zeit der Weimarer Republik bis in die NS-Zeit mit ihrem erneuten Ausschluss von Frauen aus der Lokalpolitik. Mit dieser Darstellung leistet Freer für die Duisburger Stadtgeschichte Grundlagenforschung zur politischen Partizipation von Frauen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Beitrag wird abgerundet durch Kurzbiografien der weiblichen Stadtverordneten in Duisburg.“

Auszug aus der Einführung in den Band von Dr. Andreas Pilger, Leiter des Duisburger Stadtarchivs

Neuerscheinungen

Oma Bismarck erinnert sich. Aufgeschrieben von Luzi W.

Heimatbund Gelsenkirchen e. V. (Hg.): Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit, Heft 29: Oma Bismarck erinnert sich. Aufgeschrieben von Luzi W. Bearbeitet von Hans-Joachim Koenen, Gelsenkirchen 2021, 80 Seiten, 5,00 €

Oma Bismarck, so wurde Luzi W. von den Enkelkindern kurz genannt, wegen des Stadtteils in dem sie wohnte. Im neuen Heft vom Heimatbund werden ihre Erfahrungen, etwa als Kind in Schalke vor hundert Jahren, in ihren eigenen Worten bildhaft erzählt.

Es sind die authentischen Worte einer einfachen Frau, die ihre die Erinnerungen im Alter von 76 Jahren für ihre Enkelkinder aufgeschrieben hatte. In kurzen Episoden beschrieb Luzi, was sie – 1915 geboren – in der Jugend, vor und während des Krieges und in der Nachkriegszeit erlebte. Hans-Joachim Koenen vom Heimatbund hat diese Niederschrift seiner Tante 30 Jahre lang verwahrt. Heute, entschied er, ist die Zeit gekommen, diese Geschichten zu veröffentlichen. „Aber nur ein Abdrucken des Textes kam für mich nicht infrage,“ sagte der Hobbyhistoriker, der für die Heftereihe „Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit“ verantwortlich ist. Daher hat er sich der die Mühe gemacht, Hintergrundwissen und entsprechende Bilder (private Familienaufnahmen, Ansichtskarten, Archivfotos und -dokumente) mit einfließen zu lassen. So präsentiert ist das Erlebte noch interessanter und bildhafter.

Auswahl aus dem Inhalt

Der Klapperstorch • Die Prügelstrafe • Die kaputte Thermosflasche • Hanna hatte geschwätzt • Die zertrümmerte Geige • Das sündige Freibad • Das Hochzeitspaar wird verflucht • Tante Threschen • Der Kinderverführer • Die Blechschlange • Der goldene Stab • Die Schleuderbüchsen • Der Katzenquäler • Der gute Gartendünger • Der Pastor geht zu einem Sterbenden • Ein Engel schwebte durch Zimmer • Das Gedicht für den Bischof • Die Beichte • Die Todsünden • Die Kanu-Regatta • Die Verlobungsreise • Gesucht, gefunden

Die Bombe • Die ausgebrannte Tankstelle • Der Verräter schläft nicht • Gelsenkirchen brennt • Der Kühlturm wird getroffen • Der Blindgänger • Der Erdbunker • Glück im Unglück • Der Krieg ist zu Ende

Alle Wohnungen werden durchsucht • Die Kanalbrücke wurde gesprengt • Das Fährunglück • Der erste Heimkehrer • Die Hungersnot • Die Schwarzbrennerei • Eine tolle Schnapsidee • Das Geschäft mit dem Tabak • Hunger tut weh • Raffiniert muss man sein • So eine doofe Kuh • Singen macht froh • Mein Vater, der Lebenskünstler

Bestellungen auf Rechnung (zzgl. Porto als Großbrief zzt. 1,55 Euro) per E-Mail an: info@heimatbund-gelsenkirchen.de oder per Post an Heimatbund Gelsenkirchen e. V., Mozartstraße 13, 45884 Gelsenkirchen.

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Eine Anregung aus Berlin für die Forschung im Ruhrgebiet: Feminismus in der frühen Gewerkschaftsbewegung (1890-1914)

Feminismus in der frühen Gewerkschaftsbewegung (1890-1914)
Die Strategien der Buchdruckerei-HilfsarbeiterInnen um Paula Thiede

Paula Thiede war die erste Frau, die die Leitung einer Gewerkschaft übernahm. Möglich wurde dies durch die Handlungsmacht der gut organisierten Hilfsarbeiterinnen im Druckgewerbe. Gemeinsam mit solidarischen Kollegen entwickelten sie Strategien, um die Anliegen von Gleichberechtigung und Gewerkschaftsarbeit zu verbinden und ihre Interessen erfolgreich zu vertreten. Uwe Fuhrmann geht dieser bislang unbekannten Geschichte einer außergewöhnlichen Gewerkschaft im Deutschen Kaiserreich nach.

Die Buchdruckerei-HilfsarbeiterInnen um Paula Thiede demonstrieren die vergessenen Möglichkeiten einer ganzen Epoche – eine Geschichte, die auch heute erstaunlich aktuell ist, wenn es um die Frage nach Gleich- und Ungleichbehandlung im Sinne der Emanzipation geht.

Das im transcript-Verlag im August 2021 erschienene Buch des Historikers Uwe Fuhrmann steht dort als Open Access zur Verfügung.

Neuerscheinungen
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§ 218 und die Frauenbewegung. Akteurinnen – Debatten – Kämpfe.

Vor 150 Jahren trat der § 218 in Kraft und ist seither zentrales Thema feministischer Kämpfe. In über 40 Beiträgen aus Wissenschaft, Kultur und Aktivismus blicken die Autor*innen auf unterschiedliche Zeiten, politische Systeme und stellen Akteur*innen und Debatten vor.

Die feministischen Erinnerungseinrichtungen des i.d.a.-Dachverbandes öffneten ihre Archive in Deutschland, Österreich, Luxemburg, Italien und der Schweiz. Einmalige Streitschriften, seltene Protokolle und erstmals digitalisierte Fundstücke sind in dem Dossier zusammengetragen.

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Gleichstellung von Frauen an Hochschulen: Professor*innen als Gatekeeper

Trotz vieler gleichstellungspolitischer Initiativen können Männer an deutschen Hochschulen nach wie vor leichter Karriere machen. Zwar hat der Frauenanteil in der Wissenschaft kontinuierlich zugenommen, er sinkt aber mit steigender Qualifikation. Weniger als jede vierte Professur in Deutschland ist heute mit einer Frau besetzt. Zudem verdienen sie schlechter als ihre männlichen Kollegen. Was wissen die Betroffenen selbst über Gender- und Gleichstellungsfragen und (wie) setzen sie das als Führungskräfte im beruflichen Alltag um? Das fragt eine aktuelle Studie aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Für das vom NRW-Wissenschaftsministerium geförderte Projekt* befragten Soziologinnen unter Leitung von IAQ-Direktorin Prof. Dr. Ute Klammer 40 Professor*innen aus unterschiedlichen Fachgebieten. Wie die Auswertung der an vier NRW-Universitäten geführten Interviews zeigt, befürworten die Befragten beiderlei Geschlechts grundsätzlich die Frauenförderung. Viele sehen allerdings einen Konflikt zwischen der Bestenauswahl/Exzellenz und der politischen und rechtlichen Vorgabe, dass Frauen und Männern gleich stark vertreten sein sollen. „Aber was die Besten ausmacht, wird nicht hinterfragt“, kritisiert Klammer. Vielmehr stelle sich die Arbeitskultur in der Wissenschaft zunehmend als „Kampfarena“ mit starker Wettbewerbsorientierung dar und trage mit dazu bei, dass gerade Frauen immer noch häufig aus der wissenschaftlichen Karriere aussteigen.

An der Vereinbarkeit von Beruf und Sorgearbeit wird unter dem Stichwort „Familienfreundlichkeit“ an vielen Hochschulen seit langem gearbeitet. Allerdings drohe die Gefahr, dass sich die Geschlechterstereotypen verfestigen, wenn die besonderen familiären Belastungen von Frauen thematisiert werden, befürchten die Forscherinnen. Deshalb sollten auch Männer stärker als Sorgetragende angesprochen werden.

Die Gleichstellungsforschung könnte helfen, auch andere strukturelle Probleme an den Hochschulen besser zu erkennen. Etwa Fragen, wie mehr Beschäftigungssicherheit für den wissenschaftlichen Nachwuchs geschaffen wird, wie alternative Qualifizierungswege jenseits von Habilitation und Juniorprofessur mehr Anerkennung erfahren können und wie sich der Trend zur kurzfristigen Projektfinanzierung wieder umkehren lässt zugunsten einer verlässlichen Grundfinanzierung. Klammer: „Es geht um die fundamentale Frage: Was ist unser Verständnis von guter, von exzellenter Wissenschaft – und wie können wissenschaftliche Einrichtungen so aufgestellt werden, dass uns keine Talente – Frauen wie Männer – verloren gehen?“

Link zur Publikation.

Quelle: Ulrike Bohnsack Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats, Universität Duisburg-Essen

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Die „Work-Life-Balance“ bürgerlicher Männer im 19. Jahrhundert

Wie können Arbeits- und Privatleben in Einklang gebracht werden? Welche Folgen hat es, wenn das Verhältnis zwischen beiden nicht ausgeglichen ist? Das Problem gab es schon lange, bevor die „Work-Life-Balance“ Forschungsthema verschiedener Disziplinen wurde. Dr. Eva Ochs vom Institut für Geschichte und Biographie der FernUniversität in Hagen befasste sich in ihrem Habilitationsprojekt „Beruf als Berufung? Die Work-Life-Balance bürgerlicher Männer im 19. Jahrhundert“ mit historischen Entwicklungen, die zu Spannungen zwischen Beruf und Privatleben führten. Und wie gingen Männer damit um, dass ein neues Berufsethos und ein geändertes Familienideal an ihnen zerrten?

Wie können Arbeits- und Privatleben in Einklang gebracht werden? Welche Folgen hat es, wenn das Verhältnis zwischen beiden nicht ausgeglichen ist? Das Problem gab es schon lange, bevor die „Work-Life-Balance“ Forschungsthema verschiedener Disziplinen wurde. Dr. Eva Ochs vom Institut für Geschichte und Biographie der FernUniversität in Hagen befasste sich in ihrem Habilitationsprojekt „Beruf als Berufung? Die Work-Life-Balance bürgerlicher Männer im 19. Jahrhundert“ mit historischen Entwicklungen, die zu Spannungen zwischen Beruf und Privatleben führten. Und wie gingen Männer damit um, dass ein neues Berufsethos und ein geändertes Familienideal an ihnen zerrten?

„Aufstrebendes Bürgertum“ verändert Familienverhältnisse

Verändert hatte sich das Verhältnis innerhalb von Familien, die dem aufstrebenden Bürgertum – also vor allem Unternehmer, höhere Beamte und freiberuflich Tätige –angehörten, bereits seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts: „Die patriarchalische Grundordnung mit dem ‚Hausvater‘, der der Familie vorsteht und über alle im Haus bestimmt, blieb zwar bestehen“, erläutert Eva Ochs. „Nun erfolgte aber eine Emotionalisierung, die den familiären Binnenraum gegen das Hausvater-Modell abgrenzte.“

Der bürgerliche Ehemann und Vater sollte einerseits eine führende Rolle als fürsorgliches Familienoberhaupt übernehmen, er durfte in der Familie auch Gefühle zeigen. Andererseits musste er in der grauen Berufswelt draußen beim „harten Kampf ums Überleben“ seinen Mann stehen – mit „männlichen Eigenschaften“ wie Mut, Tatkraft, Vernunft oder Energie: „Das führte zu inneren Spannungen.“

Den „bürgerlichen Frauen“ wurden ab dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts ein anderer „Geschlechtscharakter“ zugeschrieben: der weibliche. Die führende Rolle der Männer wurde nun mit biologischen Argumenten begründet, die sich aus der physischen Konstitution der Frau, dem angeblich „schwachen Geschlecht“, ergeben sollten. Daraus wurden wiederum psychische Eigenschaften abgeleitet: Hingebung, Fürsorge, Zuneigung, Duldungsfähigkeit. Danach seien Frauen dafür zuständig, den Nachwuchs aufzuziehen – zuhause und in Berufen der Pflege und Fürsorge.

„Natürlich gab es diese ‚Eigenschaften‘ auch schon früher, jetzt bemühte man sich erstmals um eine Systematisierung“, stellt Ochs fest. „Die geschlechtsspezifischen Zuschreibungen spielten im Bürgertum eine ganz große Rolle. Das ‚Erbe‘ spürt man heute noch bis hin zu der Frage, wer Führungspositionen innehat.“

Leistungsethos und Ausbildung

Damit unterschied sich das bürgerliche Selbstbild erheblich von dem des standesmäßig konkurrierenden Adels, das nicht auf emotionaler Nähe und Gefühl beruhte, sondern auf „funktionellem Zusammenkommen“: Die adligen Ehepartner erfüllten vorgegebene Funktionen, besonders im repräsentativen Bereich. Seine gesellschaftliche und politische Stellung leitete der Adel aus seiner Geburt ab.

Das Bürgertum definierte sich dagegen durch Besitz bzw. Bildung. Daraus entwickelte es ein besonderes berufliches Leistungsethos, aus dem es Herrschaftsansprüche ableitete. „Dieses fast sakrale Arbeits- und Leistungsethos fand sich sogar auf Grabsteinen wieder mit Inschriften wie ‚Rastlose Tätigkeit‘, ‚Nimmermüdes Tun‘ – das war als Norm gesetzt“, so Ochs.

Dieses Ethos lastete besonders auf den Männern, die gleichzeitig fürsorgliche Väter und Ehemänner sein und einen Platz in der bürgerlichen Geselligkeitskultur einnehmen sollten: „Das führte zu inneren Spannungen.“

Hoher Stellenwert der Bildung

Natürlich hat es auch vorher emotionale Wärme in der Familie gegeben, jedoch wurde sie jetzt erstmals bewusst wahrgenommen und thematisiert: „Der Nachwuchs musste ja erst einmal viel Aufmerksamkeit und Zuneigung erhalten, um die ganzen Leistungskriterien und Bildungswerte in ihn zu ‚verpflanzen‘.“ Denn er konnte nicht mehr – wie etwa in einem Handwerksbetrieb – den Vater nachahmen: „Der bürgerliche Vater arbeitete aushäusig, hatte vielleicht sogar studiert. Solche Wurzeln mussten für den Nachwuchs erst noch gelegt werden.“

Dafür wurde die bürgerliche Familie zum „Nest“ mit einer emotionalen Binnenstruktur, in dem das Leistungsethos dem Nachwuchs vermittelt wurde.

Zur Vorbereitung auf eine bürgerliche Karriere gehörte eine gute Ausbildung, die nicht nur Fachwissen vermittelte, sondern auch bestimmte Werte. Sie diente so auch der Herausbildung von Persönlichkeit. Daher hatte Bildung einen hohen Stellenwert. Ziele waren rationale Lebensführung mit vorausschauender Planung, Bedenken notwendiger Schritte und „Ansparen für die Zukunft“, aber auch die Emotionalisierung und Intimisierung des Familienlebens.

„Weiße“ und „schwarze“ Schafe

Trotz der Fokussierung auf die Unternehmensnachfolge erweiterten viele Söhne von Gründern – die sich dem Aufbau des Unternehmens widmeten – ihre Perspektiven. Durch die bessere Ausbildung und ihre guten finanziellen Lebensumstände konnten sie durch die Beschäftigung mit Kultur und mit Kulturreisen ihren Horizont erweitern.

Andererseits konnten oder wollten viele Bürgersöhne den elterlichen Anforderungen nicht genügen. Oft waren dies Zweitgeborene. Die Familien versuchten häufig, sie mit Geld oder Strafen doch noch auf den rechten Weg ins väterliche Unternehmen zu bringen oder das Scheitern zu vertuschen. Viele „schwarzen Schafe“ sollten im Ausland bei befreundeten Kaufleuten hartes Arbeiten lernen, z.T. in Übersee. Zum Teil mit Erfolg. Es gab aber auch Männer, die in der Fremde verarmten, alkoholsüchtig wurden und starben.

Aufstieg aus eigener Kraft

Interessant im Zusammenhang mit ihrem Selbstverständnis ist, wie erfolgreiche bürgerliche Männer ihren Weg bis nach oben deuteten: als ihren eigenen Erfolg. „Alle definieren sich darüber, ihren Aufstieg aus eigener Kraft erreicht zu haben, egal, wie gut ihre finanziellen, sozialen oder kulturellen Startbedingungen waren. Auch die, die aus Unternehmerfamilien stammten wie die Söhne von Werner von Siemens“, so Ochs. „Dieses Narrativ war für die bürgerlichen Männer ungeheuer wichtig.“

Das galt auch für die aus bildungsbürgerlichen Familien Stammenden wie z.B. Rudolph von Delbrück, ein enger Mitarbeiter Bismarcks. Ochs: „Die bildungsbürgerlichen Männer charakterisierten ihr Studium, das sie zu erfolgreichen Anwälten, Ärzten oder Beamten gemacht hatte, als etwas, was auch ihre Persönlichkeit gebildet hatte. Durch die Auseinandersetzung mit zentralen bürgerlichen Werten war es mehr als ein ‚Brotstudium‘.“

Spagat zwischen Beruf und Familien

Viele bürgerliche Männer hatte jedoch das Empfinden, bei dem schwierigen Spagat zwischen Berufsethos und Familienleben keine wirkliche Balance zu finden. So beklagte etwa der Soziologe und Nationalökonom Max Weber seine eingeengte Rolle und beneidete die Frauen um „ihr natürliches Gleichgewicht“ im Leben. Theodor Fontane lag wie viele mit seiner Frau im Dauerstreit darüber, welche Zeit er für die Familie hätte – dabei konnte er als Schriftsteller zuhause arbeiten.

Andere meinten, dass ein beruflich erfolgreicher Mann kein „Pantoffelheld“ sein könne. Wieder andere bestanden darauf, dass der Bereich des Gefühls und der familiären Beziehungspflege eine Domäne der Frau bleiben müsse. Der Unternehmer Werner von Siemens, der sich durch Hauslehrer und Mentoren bei seinen Kindern in der Vaterrolle vertreten ließ, fand es gut, dass Frauen den Männern den Rücken freihielten: „So ist das eben, die Frauen sind zuhause und für das Gefühl und das Soziale zuständig.“

Neben dem Bedauern, wenig Zeit für die Familie zu haben, fand Ochs sogar Äußerungen, wonach der Beruf eine Entlastung sein könne. Etwa, wenn zuhause alle krank waren und der Mann sich in den Beruf oder in die Politik zurückziehen konnte.

Habilitation

In ihrem Habilitationsprojekt „Beruf als Berufung? Die Work-Life-Balance bürgerlicher Männer im 19. Jahrhundert“ untersuchte Dr. Eva Ochs das berufliche Selbstverständnis und die Lebenspraxis von Bürgern des 19. Jahrhunderts. Lebenserinnerungen, Briefe und Tagebücher gaben Einblicke in retrospektive und zeitgenössische Deutungen der individuellen Lebenspraxis und ließen die Erforschung von Selbstbildern zu. Der Schwerpunkt lag auf dem Verhältnis zwischen Arbeit und Familie. Die Historikerin „begleitete“ bürgerliche Männer durch ihre Karriere und fragte, welchen Stellwert die Familie dabei hatte: Wie sahen sich die Bürger selbst in ihrem Bemühen, eine Balance zu finden zwischen Karriere und Familienleben? Verstanden sie sich als „Arbeitssoldaten“, die ihr Leben ausschließlich der beruflichen Sphäre widmeten? Welche Bedingungen stellten sich z.B. bei wohlhabenden (Unternehmer-)Familien für die Ausbildung und Begleitung des Nachwuchses in den Beruf im Vergleich mit Handwerkerfamilien?

Veröffentlichung

Eva Ochs: „Beruf als Berufung? Die Work-Life-Balance bürgerlicher Männer im 19. Jahrhundert“ (SOFIE. Schriftenreihe zur Geschlechterforschung, Band 25), Röhrig Universitätsverlag St. Ingbert, Juli 2020

Neuerscheinungen

Gender-Mediathek

Die Gender-Mediathek der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. ist ein kollaboratives Projekt, das Dozent*innen, Trainer*innen, Multiplikator*innen und Interessierte bei der Suche nach feministischen und geschlechterbezogenen audiovisuellen Lehr- und Lernmaterialien unterstützt. Im Internet gibt es zahlreiche Medien von unterschiedlicher Qualität und Machart, verteilt auf verschiedene Plattformen. Diese sind allerdings meist nicht thematisch sortiert erfasst und nicht immer leicht zugänglich. Hier das passende Medium zu finden, das für die eigene Themenstellung und die jeweilige Zielgruppe passend ist, ist oft zu zeitaufwändig.

Die Gender-Mediathek füllt diese Lücke. Sie finden hier audiovisuelle Medien zu feministischen und geschlechterpolitischen Themen, die über Volltext- oder Schlagwortsuche und Filterfunktionen gefunden werden können. Neben der Beschreibung des Inhalts, den Produzent*innen, technischen Angaben und Bezugsquellen finden sie auch Hinweise zum Einsatz der Medien in der Bildungsarbeit.

Neuerscheinungen

In der Männerrepublik: Wie Frauen die Politik eroberten

»Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen sollte.« Bundesgesundheitsministerin Käte Strobel, 1959.

Die Bundesrepublik war lange eine Männerrepublik. Männer schrieben Geschichte. Männer besetzten Ämter. Männer gaben den Ton an. Und Frauen? Dieses Buch erzählt die politische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland aus weiblichen Perspektiven. Lange Jahre waren Politikerinnen in der Bundesrepublik kaum sichtbar. Die erste Ministerin wurde 1961 berufen. Erst ein Sitzstreik von CDU-Frauen vor dem Kabinettssaal zwang Kanzler Konrad Adenauer dazu, Elisabeth Schwarzhaupt in sein viertes Kabinett aufzunehmen. Was ihn nicht daran hinderte, die Regierungsmitglieder weiterhin mit »Guten Morgen, meine Herren« zu begrüßen .

Im Zentrum dieses Buchs stehen charismatische Frauen, deren politisches Wirken und private Schicksale Auskunft über bis heute unerzählte deutsche Geschichte geben. Protagonistinnen sind Politikerinnen aller Parteien, die sich während der Bonner Republik in der Männerbastion Bundestag durchsetzten. Ihre Lebenswege sind geprägt von politischen und privaten Dramen, denn für ihren Einsatz bezahlten sie mitunter einen hohen persönlichen Preis. Viele sprechen in diesem Buch das erste Mal darüber, wie die Politik ihr Leben veränderte, wie ihr permanenter Einsatz zu schmerzhaften Trennungen und Entfremdungen führte, wie Politik sie süchtig machte oder mit welchen Mitteln die Männer aller Parteien sie bekämpften. Entstanden ist eine spannende Chronik des Kampfs um politische Gleichberechtigung, der bis heute anhält.

Torsten Körner: In der Männerrepublik: Wie Frauen die Politik eroberten, Verlag Kiepneheuer & Wirtsch, Köln 2020, 368 Seiten. ISBN 978-3-462-05333-3, 22,00 €

Leseprobe unter https://www.book2look.com/book/9783462053333

Neuerscheinungen

Publikation ‚Herrin ihrer selbst‘

Ingeborg Boxhammer: ‚Herrin ihrer selbst‘: Zahnkunst, Wahlrecht und Vegetarismus – Margarete Herz und ihr Freundinnen-Netzwerk, Berlin/Leipzig: Hentrich & Hentrich 2019, 354 Seiten, 60 Abbildungen, ISBN 978-3-95565-339-2, 24,90 €

Welche Möglichkeiten hatten ledige jüdische Frauen im Deutschen Kaiserreich, ihre eigenen Wege zu gehen und sich selbst zu verwirklichen? Die Biographie von Margarete Herz (1872–1947) setzt neue Akzente zum Engagement in der Frauenstimmrechtsbewegung, der Lebensreformbewegung – und der Zahnheilkunde: Die Dentistin stand im Zentrum eines kleinen Netzwerkes selbstständig arbeitender Frauen. Sie und ihr „lesbian-like“ Freundinnenkreis kämpften für radikaldemokratische Bürgerinnenrechte. Später baute sich Margarete Herz mit einer vegetarischen Gaststätte und einem Reformhaus eine wirtschaftlich unabhängige Existenz auf. Diese wurde jedoch durch erstarkenden Antisemitismus und die nationalsozialistische Diktatur zerstört. 1938 gelang ihr die Flucht in die USA. Mit Hilfe der überlieferten Privatkorrespondenz einer Schwägerin, der Antifaschistin und Pazifistin Alice Herz (1882–1965), entstand ein lebendiges Porträt.

Mehrere deutsche Städte rücken genauer in den Blick und machen die Biografien für viele unterschiedliche Regionen interessant: Bad Sachsa, Berlin, Blankenburg/Harz, Bochum, Bonn, Bonn-Godesberg, Bonn-Mehlem, Eden/Oranienburg, Essen, Gelsenkirchen, Güstrow und Rostock.

Link zur Verlagsseite.

Neuerscheinungen

Susanne Abeck / Uta C. Schmidt: Auf dem Weg zur Geschlechterdemokratie. Frauenwahlrechtsbewegungen im Ruhrgebiet

Die beiden Autorinnen haben einen Text für die Zeitschrift Ariadne verfasst. Archiv der deutschen Frauenbewegung (Hg.): Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, Heft 75: Gleichberechtigung als Prozess. Ideen – Entwicklungen – Folgen, Kassel 2019, ISSN 0178-1073, 23,00 €

Die Zeitschrift Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte erscheint seit 1985. Bis Heft 37/38.2000 führte sie den Untertitel Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung. Anliegen der Zeitschrift ist es, den Themenschwerpunkt des AddF „historische Frauen(bewegungs)geschichte“ für ein breit gefächertes Publikum auf vielfältige Weise aufzubereiten, nicht nur mittels wissenschaftlicher Beiträge, die nach Möglichkeit reich bebildert werden, sondern auch durch Dokumentationen. Sie versteht sich als Sprachrohr für Fragestellungen aus den Geschichts- und Kulturwissenschaften.

INHALT
Sabine Berghahn
70 Jahre Gleichberechtigung in der Verfassung

Susanne Abeck / Uta C. Schmidt
Auf dem Weg zur Geschlechterdemokratie. Frauenwahlrechtsbewegungen im Ruhrgebiet

Karin Gille Linne
Gleichberechtigt! Die Sozialdemokratinnen Elisabeth Selbert und Herta Gotthelf im Kampf um Art. 3 Abs. 2 Grundgesetz 1948/49

Anja Schröter
Der lange Atem der „inneren Emanzipation“ – Ostdeutsche Frauen und der Ehegattenunterhalt

Manuela Seifert
Alibi für die Gleichberechtigung? Soldatinnen in der Nationalen Volksarmee

André Dechert / Susanne Kinnebrock
Care – ein höchst ambivalentes Legitimationsmuster für Gleichberechtigung. Ein Vergleich öffentlicher Diskurse aus dem Wilhelminischen Kaiserreich, der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft und der frühen Bundesrepublik

Valérie Dubslaff
Die ‚deutsche Frau‘ und ihre Rechte. Die Gleichberechtigungsdebatten in der NPD (von den 1960er Jahren bis heute)

Lara Track
Frieden vernetzt. Transnationaler Friedensaktivismus und der Gleichberechtigungsprozess in der Bundesrepublik Deutschland

Silvia Ulrich
Gleichberechtigung. Frauenpolitik und Verfassung – der Kampf um Gleichstellung in Österreich

Sarah Kiani
„Eine Frau, die gezwungenermaßen Hausfrau ist, ist nicht zwangsläufig eine gute Mutter“. Die Gleichberechtigungskampagne in der Schweiz (1975-1981) und die Frage nach den feministischen Wellen

Dokumentation
Annemarie Wald: »Gleichberechtigung« ─ in Bonn und in der Praxis
Frieda Radel: Was wir erreichten

Katharina Hoffmann
Archivarbeit als Intervention. Das Frauenarchiv Sparrow in Indien

Cornelia Wenzel
Mit Rotstift und Contenance. Notizen zur Gleichberechtigung bei Elisabeth Selbert

Rezensionen

Bestellmöglichkeiten unter www.addf-kassel.de/publikationen/ariadne-75/

Neuerscheinungen

Hedwig Averdunk. Privilegiert und diskriminiert

Eine Biografie von Doris Freer über die Duisburger Politikerin Hedwig Averdunk (1881–1974). Mehr unter

Neuerscheinungen

Revier markiert – Die Spur der Frauen

Frauenpower im Ruhrgebiet: Unter dem Titel „Revier markiert – Die Spur der Frauen“ werden im Heft „Metropole Ruhr“ bekannte und unbekannte Frauen aus Wirtschaft, Politik, Sport, Wissenschaft und Kultur vorgestellt. Was sie verbindet: Sie sind stark, selbstbewusst und zielstrebig. Und sie stehen allemal „ihren Mann“.

Etwa Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung. Sie spricht sich im Interview für mehr weibliche Führungskräfte aus. Den ersten Maschinenbau-Studiengang nur für Frauen stellt Prof. Dr. Alexandra Dorschu vor. Andrea Zippel aus Essen boxt sich durchs Leben – sie steigt dafür regelmäßig in den Ring. Dass Frauen in der Kultur eine wichtige Rolle spielen, beweisen Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp und Reva Rice, die die neue Hauptfigur „Mama“ im Musical „Starlight Express“. Susanne Abeck und Uta C. Schmidt haben mit ihrem Portal frauen/ruhr/geschichte einen Pool mit „starken Frauen im Revier“ geschaffen, indem sie die Biografien (historisch) interessanter Frauen der Region zusammentragen. Karola Geiß-Netthöfel, Direktorin des Regionalverbandes Ruhr (RVR), tritt mit Studentin Laura Bahr in einen Generationendialog über Genderfragen. Das letzte Wort hat Kabarettistin Lioba Albus, die darüber nachdenkt, wo Frauen heute stehen.

Zahlreiche Freizeit- und Kulturtipps runden das Magazin ab. Das Heft „Metropole Ruhr“ gibt der RVR gemeinsam mit der Ruhr Tourismus GmbH (RTG) heraus. Es präsentiert ein facettenreiches Ruhrgebiet, das einlädt, Land und Leute kennenzulernen und mehr über eine Metropole der neuen Art zu erfahren. Das Magazin erscheint viermal jährlich im Markt1 Verlag und wird mit 100.000 Exemplaren an zahlreichen Orten wie Touristeninfos und Szenelokalen verteilt.

Infos und Download: www.magazin.metropole.ruhr

Neuerscheinungen

Geschlechter(um)ordnung überall?

Julia Paulus geht in ihrem Beitrag in dem von ihr mitherausgegebenen Sammelband Weimar im Westen. Republik der Gegensätze der in Ansätzen gelungenen Frauenemanzipation in der Weimarer Republik in Rheinland und Westfalen nach.

Der siebenseitige Aufsatz ist unterteilt in „Arbeit – Beruf – Berufung: Männliche Repräsentationen und weiblicher Zuverdienst“, „Die Geburt der Akademikerin als ‘Alte Jungfer‘“, „Frauen in der Politik – ‘Einbruch‘ in eine Männerdomäne“ sowie „Und der ‘neue‘ Mann? Selbstbewusstein und Verheissung – ein Ausblick“.

Neuerscheinungen

Gender Studies: Internationales Zentrum gegründet

Die Ruhr-Universität Bochum (RUB) gründet das Marie-Jahoda-Center for International Gender Studies. Die Geschlechterforschung an der RUB blickt auf eine mehr als drei Jahrzehnte währende Geschichte. Schon seit den 1980er-Jahren besteht das „RUB-Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung“, das auf einen engen interdisziplinären Austausch und zugleich den aktiven Aufbau nationaler und internationaler Forschungs- und Lehrkooperationen setzt. Nun geht die RUB mit dem Marie-Jahoda-Center den nächsten Schritt.

Sie führt ihre maßgeblichen Instrumente zur Bildung von Gender-Wissensnetzwerken zusammen – die Marie-Jahoda-Gastprofessur und die Masterstudiengänge Gender Studies – und entwickelt sie weiter. Mit dem Leitmotto „Creating Gender Knowledge Networks – Building Bridges to Society“ fügt sich das neue Zentrum nahtlos in die Gesamtstrategie der RUB ein. „Der Netzwerkgedanke steht dabei im Vordergrund“, so Rektor Prof. Dr. Axel Schölmerich. Das Zentrum sei auch ein weiterer Eckpfeiler der Bochumer Bewerbung im laufenden Wettbewerb zur Exzellenzstrategie.

In der Tradition Marie Jahodas

Mit der Gründung des Centers stellen sich die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem kultur- und sozialwissenschaftlichen Bereich und die RUB erneut in die Tradition der österreichischen Sozialpsychologin Marie Jahoda (1907 bis 2001), die bereits Namenspatronin für die renommierte Gastprofessur für internationale Geschlechterforschung war. Marie Jahoda steht für wissenschaftliche Strahlkraft, für gelebte Interdisziplinarität und Internationalität sowie für eine konsequente Verbindung von Wissenschaft und gesellschaftlichen Fragestellungen.

Netzwerk in der Universitätsallianz

Ziel des Zentrums ist es, ein gutes Forschungsumfeld für Kooperationsprojekte zu schaffen und das besondere fachübergreifende Forschungsprofil konsequent fruchtbar zu machen. Prof. Dr. Katja Sabisch, Direktorin der Bochumer Gender Studies, hebt dafür die Bedeutung der Universitätsallianz Ruhr hervor: „Die Potenziale unserer Zusammenarbeit in der Geschlechterforschung sind enorm. Mit dem Center wird dies auf eine langfristige Basis gestellt.“

Die künftige Geschäftsführerin des Centers, Dr. Beate von Miquel, sieht als besonderes Merkmal, dass „Forschung und Lehre um den Wissenstransfer ergänzt werden, um dem gesellschaftlichen Bedarf nach Reflexion von Geschlechterbildern und Geschlechterwissen zu begegnen.“ Ein aktuelles Beispiel für das produktive Zusammenwirken von Forschung und Transfer ist die Kampagne „Unser Campus“. Der Hashtag Me-Too oder die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur „Dritten Option“ hatten zuvor gezeigt, dass es notwendig ist, neue Maßnahmen zu entwickeln, um einen inklusiven Campus zu schaffen.

Nachwuchsförderung

Ein starkes Augenmerk legt das Center auf die Förderung und Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Wenn es offiziell eröffnet wird, sollen sich vor allem Studierende, Doktoranden und Postdocs angesprochen fühlen. „Unser Call for Papers für die interdisziplinär organisierten Workshops richtet sich insbesondere an den Nachwuchs“, so Maximiliane Brand, Koordinatorin der Gender-Studies-Studiengänge und Sprecherin des wissenschaftlichen Mittelbaus im Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW.

Termin

Die offizielle Eröffnungsfeier des Centers fand am 25. und 26. Juni 2019 statt.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Katja Sabisch
Gender Studies
Fakultät für Sozialwissenschaft
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 22988
E-Mail: katja.sabisch@rub.de

Neuerscheinungen

Biographisches Handbuch der Abgeordneten des Preußischen Landtags, Verfassunggebende Preußische Landesversammlung und Preußischer Landtag 1919–1933

Mit diesem Handbuch werden erstmals die Biographien von allen Abgeordneten der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung und des Preußischen Landtags 1919–1933 vorgelegt. Das Land Preußen galt in der Weimarer Republik als demokratisches ‚Bollwerk‘. Erstmals zogen 1919 auch Frauen in das Parlament ein.

Das Handbuch ermöglicht den Zugriff auf eine in Vielfalt und Aussagekraft umfassende Zusammenstellung personengebundener Daten und Fakten zur Geschichte des deutschen und preußischen Parlamentarismus. In den Biographien spiegeln sich verschiedene Epochen in Deutschland – Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Bundesrepublik Deutschland bzw. DDR. Die Verfolgung von Abgeordneten im Nationalsozialismus und Stalinismus wurde besonders erforscht und dokumentiert, um Erinnerung möglich zu machen.

Das umfangreiche Handbuch, hinter der eine jahrelange akribische Forschungsarbeit steckt, ist für das Ruhrgebiet von großem Interesse und Erkenntniswert, weil dort zahlreiche Informationen und weiterführende Quellen- und Literaturhinwiese zu Frauen zu finden sind, die sich mit der Erlangung des Wahlrechts  wählen ließen. So sind dort z. B. die Informationen zu Albertine Badenberg oder Helene Wessel zu finden. Die Erstgenannte kam aus Steele und war von 1923 bis 1933 Mitglied des Preußischen Landtags, die Zweitgenannte wuchs in Hörde auf, wurde 1928 in den Landtag gewählt und war eine der vier „Mütter“ – neben 61 „Vätern“ – des Grundgesetzes.

Inhaltsverzeichnis sowie weitere Informationen auf der Website des Peter Lang Verlags.

Barbara von Hindenburg (Hg.), Biographisches Handbuch der Abgeordneten des Preußischen Landtags, Verfassunggebende Preußische Landesversammlung und Preußischer Landtag 1919–1933. Reihe: Zivilisationen und Geschichte / Civilizations and History / Civilisations et Histoire, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main/Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Warszawa/Wien 2017, 2790 Seiten, ISBN 978-3-653-07049-1, 303,80 €

Neuerscheinungen

„Männer wollten damals mutlos werden“

Wie kam es dazu, dass mit der Novemberrevolution 1918 ein Wahlrecht beschlossen wurde, das Frauen und Männer staatsrechtlich gleichstellte? Was waren die Voraussetzungen für diese größte Wahlrechtserweiterung aller Zeiten? Welche Akteurinnen forderten im Ruhrgebiet das Wahlrecht?

Susanne Abeck & Uta C. Schmidt: „Männer wollten damals mutlos werden“. Die Einführung des Frauenwahlrechts im Ruhrgebiet, in: Forum Geschichtskultur Ruhr, Schwerpunktthema: 1918/1919 – Revolution an der Ruhr, 02/2018, S. 38-42, ISSN 1436-7661, Bezug über den Klartext-Verlag, info@klartext-verlag.de

Neuerscheinungen

„Die Vernunft befiehlt uns, frei zu sein!“ Mathilde Franziska Anneke. Demokratin, Frauenrechtlerin, Schriftstellerin

Im April 2017 fand anlässlich des 200. Geburtstages von Mathilde Franziska Anneke in Sprockhövel eine Tagung statt, deren Beiträge nun in einem Band veröffentlicht wurden. Die Kunst- und Kulturinitiative Sprockhövel e.V hatte seinerzeit in Kooperation mit dem Stadtarchiv die Tagung maßgeblich organisiert und auch diesen Tagungsband erstellen lassen.

Die 1817 in Sprockhövel-Hiddinghausen geborene Anneke war Schriftstellerin und Journalistin und nahm innerhalb der Freiheitsbewegung in Rheinland/Westfalen vor und während der bürgerlichen Revolution von 1848/49 mit ihrem Ehemann Fritz eine führende Stellung ein. Auch nach ihrer Emigration in die USA engagierte sie sich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, vor allem für die Gleichberechtigung der Frau. Aus unterschiedlichen Disziplinen beleuchten die Tagungsbeiträge die verschiedenen Aspekte des Wirkens der Revolutionärin und Frauenrechtlerin, der berühmten Tochter Sprockhövels. Ergänzt werden die Beiträge durch ein Grußwort von Bürgermeister Ulli Winkelmann und eine umfassende Bibliografie der Anneke-Literatur durch den Greifswalder Historiker Dr. Erhard Kiehnbaum.

Die Herausgeber*innen Susanne Slobodzian, Dr. Wilfried Korngiebel sowie KuKI-Vorsitzende und Archiv-Leiterin Karin Hockamp betonten, dass das in den letzten Jahren entstandene Netzwerk von Anneke-Forscher*innen und „Fans“ weiterhin gepflegt wird. Die Würdigung dieser großen Frau sollte auch ihren Heimatstädten Sprockhövel und Hattingen stets Verpflichtung bleiben.

Die Beiträge und ihre Verfasser*innen:

  • Prof. Dr. Anne Schlüter (Bochum): Gender als Analysekategorie zur Theoriefundierung in der Forschung und Kategorie sozialer Praxis
  • Dr. Irina Hundt (Schwielowsee): Leben und Werk von Mathilde Franziska Anneke (1817- 1884): Zum Forschungsstand seit 2000 und zu Forschungsperspektiven
  • Dr. Wilfried Korngiebel (Hattingen): Die Neue Rheinische Zeitung und die Neue Kölnische Zeitung 1848/49. Zwei Organe der Demokratie – zwei Publikumsprojekte. Sowie einige
  • Daten zur Geschichte der Neuen Rheinischen Zeitung und der Neuen Kölnischen Zeitung
  • Dr. Irmgard Stamm (Rastatt): Das Scheitern des Badisch-Pfälzischen Feldzuges und die Flucht von Mathilde und Fritz Anneke
  • Dr. Birgit Mikus (Oxford): Mathilde Franziska Anneke und ihre Texte – Menschenrechte literarisch

Susanne Slobodzian (Bochum): Die politischen Frauenfreundschaften Mathilde Franziska Annekes in Europa und in den USA – Die Briefe von Mary Booth und Cäcilie Kapp

Karin Hockamp, Wilfried Korngiebel und Susanne Slobodzian (Hgg. im Auftrag der Kunst- und Kulturinitiative Sprockhövel e.V.): „Die Vernunft befiehlt uns, frei zu sein!“ Mathilde Franziska Anneke. Demokratin, Frauenrechtlerin, Schriftstellerin, Westfälisches Dampfboot, Münster 2018, 158 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN 978-3-89691-284-8, 20,00 €

Neuerscheinungen

Anders links sein

Jede Generation hat ihre Zeit. Auch für die Gewerkschafterin Maria Weber und den Gewerkschafter Gerd Muhr trifft das zu. Dennoch ist diese Doppelbiografie ein hochaktuelles Buch. Denn Maria Weber und Gerd Muhr veranschaulichen die Historie eines politischen Typus, den viele heute – zuletzt bis an die Spitze des höchsten Staatsamtes – vermissen. Bei ihnen finden wir Authentizität und eine glaubwürdige Politik, die sichtbar lebensgeschichtlich geprägt war, in der das persönliche und das institutionelle Engagement mit den eigenen Erfahrungen und der eigenen Persönlichkeit sich vereinte zu dem, was man wohl nur mit einem Begriff annähernd treffend beschreiben kann – Haltung. Im Blick von der Vergangenheit auf unsere Gegenwart zeigt sich das kritische Potential dieser Hommage. Dass die Skepsis gegenüber Teilen der gegenwärtigen politischen Elite in das „linke Lager“ und in die Gewerkschaftswelt führt, mag den einen mehr verwundern als den anderen. Aber auch diesbezüglich galt für Maria Weber und Gerd Muhr: ANDERS LINKS SEIN.

Das Buch erzählt die Lebensgeschichte einer Gewerkschafterin, „erzkatholisch“ und eine Christdemokratin zumal, die ihre Herkunft aus dem rauen, echten Ruhrgebiet nie verleugnete, die als Christlich-Soziale moderne Familienpolitik machte lange vor Ursula von der Leyen, für das ganztägige Schulwesen kämpfte und sich um die Gesamtschule und aus anderen Anlässen raufte mit den Granden der CDU/CSU von Helmut Kohl über Kurt Biedenkopf bis zu Franz Josef Strauß. Und das Buch erzählt zugleich die Lebensgeschichte eines Gewerkschafters, der als Gewerkschaftsdiplomat gegen die europäischen Diktaturen in Griechenland, Portugal oder Spanien kämpfte, sich engagierte für Lech Walesa und den Befreiungskampf der Solidarnosc, im Ost-West-Konflikt vermittelte und sich als Anwalt der sogenannten „Dritten Welt“ und Afrikas sah, wenn er für die Entschuldung eintrat oder gegen die Apartheid in Südafrika zur Unterstützung Nelson Mandelas initiativ wurde. Die Welt der Gewerkschaften etwas mehr zu öffnen und für Außenstehende Unerwartetes aus dieser Welt zu zeigen, dafür eignen sich die Biografien Maria Webers und Gerd Muhrs besonders. Es lohnt sich, sich auf die verwehten Spuren zu begeben, die diese spannenden, vielschichtigen Persönlichkeiten hinterlassen haben. Denn die Welt der Funktionäre war nicht nur grau, sondern, wenn man genauer hinsieht, durchaus bunt – in diesem Fall vor allem: schwarz-rot.

Der Autor Stefan Remeke wurde bei Klaus Tenfelde und Norbert Frei mit einer Arbeit über die Ära Willy Brandt promoviert. Über die deutschen Gewerkschaften hat er mehrere Publikationen verfasst. Er beschäftigt sich außerdem mit deutscher Wirtschafts- und Sozialpolitik, den Biografien gesellschaftlicher Eliten sowie der Zeitgeschichte politischer und wirtschaftlichen Organisationen. Remeke ist Leiter der Agentur für Historische Publizistik (www.afhp.net).

Stefan Remeke, Anders links sein. Auf den Spuren von Maria Weber und Gerd Muhr, 591 Seiten, Hardcover, geb. m. zahlr. Abb., Klartext Verlag Essen 2012, ISBN 978-3-8375-0488-0, 42,00 Euro