Rita Kronauer / 1953

"Wer erinnert, wer bringt die Dinge ins kollektive kulturelle Gedächtnis? Das können nur wir hier."

Bochum ist mit „ausZeiten. Feministisches Archiv für Frauen Lesben Mädchen“ ein zentraler Ort frauenbewegter Erinnerungskultur im Ruhrgebiet. Das 1995 gegründete ausZeiten ist aufs engste verknüpft mit dem Engagement Rita Kronauers in der Frauen- und Lesbenbewegung seit den 1970er Jahren. Unermüdlich setzt sie sich ein für Vernetzung, Professionalisierung und Institutionalisierung feministischer Archive als Überlieferungsorte für frauen- und lesbenbewegte Geschichtsarbeit sowie für feministisches Geschichtsbewusstsein.

Zum Psychologiestudium nach Bochum

Rita Kronauer stammt aus Wittlich in der Eifel. Zum Wintersemester 1972/73 kam sie nach Bochum, um an der noch jungen Ruhr-Universität Bochum (RUB) Psychologie zu studieren. Ihr Vater war Lehrer, die Mutter Kindergärtnerin. Sie gab den Beruf auf, als sie Arbeit und Pflichten als Hausfrau und Mutter von vier Kindern übernahm. Die Eltern ermöglichten ihrer Tochter die gleiche Ausbildung wie ihren Söhnen. Und so konnte Rita Kronauer nach dem Abitur ihr Wunschstudium an der Ruhr-Universität Bochum aufnehmen. Gefragt, mit welchen Bildern zum Ruhrgebiet im Kopf sie Mitte der 1970er Jahre ins Ruhrgebiet übersiedelte, erinnert sie sich an keine Vorbehalte oder Vorurteile, sondern an persönlichen Aufbruch. Psychologie war ein hartes Numerus Clausus Fach und sie war froh, einen Studienplatz erhalten zu haben. Zudem lebte eine Freundin der Mutter in Bochum, die keinen unzufriedenen Eindruck mit ihrem Lebensumfeld machte.1

Hinzu kommt, dass Anfang der 1970er Jahre das Ruhrgebiet, speziell Bochum als bis dahin einzige Stadt mit einer Universität, zum Anziehungspunkt für Studentinnen und Studenten aus der ganzen Bundesrepublik wurde, weil  sie die Nähe zur Arbeiterbewegung suchten, besonders zu den streikenden Arbeitern und auch den Arbeiterinnen in den Fabriken. Bochum war begehrt.

Das Fach Psychologie befand sich einerseits in einer fundamentalen Neuorientierung hin zu einer stärker naturwissenschaftlichen Ausrichtung, andererseits wurden seine Lehrinhalte von studentischer Seite aus grundsätzlich hinterfragt, in Deutschland nicht zuletzt mit Texten zum autoritären Charakter, der mit seinen Einstellungsmustern und Persönlichkeitsstrukturen den Nationalsozialismus vorbereitet hatte. 2Die Theorie des autoritären Charakters erschien „unmittelbar einsichtig in der westdeutschen Gesellschaft“.3 Das Fach Psychologie, das sich dem Zusammenspiel von Verhalten, Erleben, Organismus und Umwelt widmet, wurde aber auch durch die Antipsychiatriebewegung herausgefordert, die die Veränderung der Gesellschaft an die Bedürfnisse des Menschen und nicht die Anpassung des Menschen an die Gesellschaft forderte.4 In selbstorganisierten, politisch linken Studienkollektiven setzten sich die Studierenden – mittendrin Rita Kronauer – mit diesen für das Fach erkenntniserweiternden Sichtweisen und den Machtverhältnissen in Wissenschaft und Gesellschaft auseinander.

Sie wohnte in einer Wohngemeinschaft (WG) gemeinsam mit Frauen und Männern, einer neuen Form des Wohnens, die die moralisch-sittlichen Vorstellungen dieser Zeit herausforderte. 1974 schloss sie sich gemeinsam mit den Frauen ihrer gemischten WG der „Frauengruppe Bochum“ an, die sich damals privat in größeren WGs traf. Ihr wurde zunehmend deutlich, dass sich Befreiungsbewegungen von Frauen nur autonom und radikal von Frauen selber, nicht jedoch in gemischtgeschlechtlichen linken Gruppen entfalten können. Nach dem Abschluss ihres Psychologiestudiums arbeitete Rita Kronauer im Frauenhaus Dortmund. Sie blieb von nun an, soweit dies in dieser Gesellschaft möglich ist, in autonomen Frauenkontexten.

Frauen- und Lesbenbewegung

Rita Kronauer steht mit ihrer Biografie auch für die sich entfaltende Lesbenbewegung in Westdeutschland. Sie zog im Sommer 1975 aus ihrer gemischtgeschlechtlichen Wohngemeinschaft aus und in eine Frauen-WG ein. Sie beendete ihre heterosexuelle „Phase“ und damit viele Diskussionen mit Männern. Nach einer Zeit der Suche und Neuorientierung  begann sie, frauenbezogen zu leben und versteht sich seitdem als Feministin und als Lesbe.5

Sie ist damit Akteurin in einer Entwicklung, die sich seit den 1970er Jahren in unterschiedlichen internationalen, regionalen und lokalen frauenbewegten Kontexten vollzog: Ging es zum einen darum, in einer frauen- und lesbenfeindlichen Gesellschaft Selbstbewusstsein zu entwickeln und sich als Lesben zu vergemeinschaften, war die feministische Position von der Einsicht getragen, dass auch Lebenszusammenhänge als lesbische Frauen wie die aller Frauen im Patriarchat von Männern gemacht und bestimmt werden.

Geradezu programmatisch kommt diese Sichtweise in einem 1978 vom Frauenzentrum München verfassten Text zum Ausdruck: „Wir wollen keine Trennung mehr zwischen politisch und privat. Frauenbewegung ist für uns beides. Wir empfinden es als unüberwindbaren Widerspruch, mit unserem Kopf und unseren intellektuellen Kräften in der Frauenbewegung zu sein, unsere Emotionen, Energien und unseren Körper aber Männern zuzuwenden. Jeder Mann – auch der noch so liberalste und verständnisvollste – repräsentiert für uns diese patriarchalische Gesellschaft, die uns Frauen unterdrückt, fremdbestimmt, funktionalisiert, zerstört. Wir können uns nur selber finden und stark werden, wenn wir uns den Männern und damit der uns in dieser Gesellschaft zugedachten Frauenrolle verweigern, wenn wir uns voll auf Frauen beziehen und uns dadurch auch mit uns selber auseinandersetzen: sowohl mit unseren faszinierenden und schönen Seiten als auch mit den tiefliegenden Problemen, die Folge unser Fremdbestimmung sind.“6 Von nun an hieß es: „Feminismus ist die Theorie. Lesbianismus ist die Praxis“.7

Politische Differenzierungen

Linda Unger hat für das Digitale Deutsche Frauenarchiv einen richtungsweisenden Aufsatz über die Bochumer Lesbenbewegung geschrieben und als deren Ursprungsszenario einen öffentlichen Kuss zweier Frauen auf dem Bochumer Festival „Kemnade International“ 1977 gesetzt, den anwesende ‚Heteras‘ als rufschädigend für die Ziele der Frauenbewegung missbilligten.8 Dieses Ereignis weist auf Konflikte zwischen heterosexuellen Frauen und Lesben in damaligen Bewegungsfigurationen hin. Sie führten im Herbst 1977 zur Gründung eines eigenen Lesbenzentrums in Bochum, an der auch Rita Kronauer beteiligt war.

In der Bundesrepublik brachten Anfang der 1970er Jahre frauenliebende Frauen ihr Begehren an die Öffentlichkeit. So organisierte Anne Henscheid (1945-2009) die erste Homosexuellen-Demonstration in Münster mit und trug bei der Demo am 29. April 1972 die Botschaft “Homos raus aus den Löchern“ über den Prinzipalmarkt durch die Stadt.9 Unter dem Label „homosexuelle Emanzipation“ artikulierten sich in spezifischen regionalen Kontexten schwule wie lesbische Akteur:innen gemeinsam, „der Homosexualität  im Geflecht gesellschaftlicher Normalität Geltung zu verschaffen“. 10

In Münster bildete sich dann eine Lesbengruppe, die sich nach kurzer Zeit aus dem schwul-lesbischen Kontext löste und in der autonomen Frauenbewegung verortete. In zahlreichen anderen westdeutschen Städten fand eine andere Entwicklung statt: Lesben gründeten gemeinsam mit heterosexuellen Frauen Frauengruppen, oft ohne sich als Lesben erkennen zu geben. Sie unterstützten Forderungen der heterosexuellen Feministinnen, und erst später artikulierten sie sich als Lesben oder als Lesbengruppen politisch bewusst als Teil der autonomen Frauenbewegung. In dieser Phase begannen innerhalb der frauenbewegten Kontexte Auseinandersetzungen darum, dass Lesben Sichtbarkeit forderten, und feministische Lesben schufen sich eigene Bewegungsöffentlichkeiten, um über ihre Situation und gesellschaftliche Lage reden und entsprechend agieren zu können. Gleichzeitig arbeiteten Lesben auch weiterhin mit heterosexuellen Frauen in autonomen Gruppen zusammen und gründeten neue Frauenprojekte.

1983 fasste Rita Kronauer rückblickend vor dem Hintergrund einer neuen Gruppenbildung in Bochum die Entwicklung in einem Papier „skeptisch-distanziert“ zusammen. Für sie galt: „Zentrale Frage in der neuen Lesbengruppe ist für mich die nach den möglichen Inhalten einer ‚Lesbenpolitik‘, d.h. nach dem, was sich aus der Gemeinsamkeit, lesbisch zu sein, an gemeinsamen Analysen und Perspektiven für einen Kampf gegen das patriarchalisch-imperialistische System entwickeln könnte. (…) Zur Frauenbewegung sind wir gelangt über den Frust mit der Linken u. deren Begrenztheit ihrer politischen Inhalte, die die Frauenunterdrückung sowohl in ihren theoretischen Analysen als auch ihrer praktischen Politik ausklammerte bzw. auf einen Nebenwiderspruch reduzierten. Ausgangspunkt und Bestandteil unserer Arbeit sollte die Aufhebung von ‚Privatem und Politischem‘ sein, als Ziele der Frauenbewegung bestimmten wir neben der Aufhebung der Geschlechterrollen die Entwicklung der Kämpfe im Reproduktionsbereich, was nur durch autonome (d.h. von Männern unabhängige) Organisation der Frauen möglich schien.“11

Erfahrung, Erforschung, Erinnerung

Die Soziologin Ilse Lenz ordnete diese um 1975 verstärkt geführten Auseinandersetzungen als „‘feministische Wende‘ in der Lesbenbewegung“ 12 und die Neujustierung im Verhältnis von Feminismus und Lesbianismus als „konfliktuelle Differenzierung“13 der westdeutschen Frauenbewegung. Sie beschrieb diese Debatten produktiv für die weitere Entwicklung bundesdeutscher Feminismen insgesamt.14  Zugleich wies sie darauf hin, dass weder die lesbischen noch die heterosexuellen Feministinnen eine „einheitliche Position“ vertraten oder gar durch eine „homogene kollektive Identität“ charakterisiert waren, „wie es in der Rückschau angesichts eines selektiven Gedächtnisses erscheinen mag.“15 Dieser Differenzierung würde Rita Kronauer zustimmen, die, frauenbewegt und feministisch, lesbisches Leben als radikale politische Praxis gegen das Patriarchat entfaltete.

Doch zugleich weist sie mit profunden Argumenten entschieden die einprägsame Ordnungsfigur von einer „feministischen Wende“ in der Lesbenbewegung zurück, die Ilse Lenz als Periodisierung für die Geschichtsschreibung zur neuen Frauenbewegung in Deutschland vorschlägt. Die Entwicklung von Lesbengruppen, die sich Anfang der 1970er Jahre in/an der Schwulenbewegung orientierten, hat in einigen Städten stattgefunden, wie in Münster oder Berlin belegt. Sie kann jedoch nicht als allgemeine Entwicklung interpretiert und deshalb kaum als Grundlage für eine Periodisierung herangezogen werden. So bezieht sich eine frühe Überlieferung aus Frankfurt am Main ausschließlich auf Frauenzusammenhänge – hier den Weiberrat –, in dem sich Anfang der 1970er Jahre auch Lesben engagierten und problematisierten, sich als Lesben erkennbar zu machen bzw. den (heterosexuellen) Frauen ihre eigenen lesbischen Anliegen auch als feministische politische Anliegen zu vermitteln.16

Im Frauenjahrbuch Nr. 1 schreibt eine „Frau aus dem Rheinland“ aus lesbischer Sicht, wie heterosexuelle Frauen in der Frauenbewegung mit Lesben umgehen. Mit Bezug auf den ersten Frauenkongress in Frankfurt 1972 heißt es in diesem Text: „Zum ersten Mal [1972, ucs] wurde mir dadurch klar, dass die Liebe unter Frauen ihren Ort in der Gesamt-Frauenbewegung haben muß.“ 17 Es folgen im Frauenjahrbuch zwei weitere Beiträge von Lesben, die diese Position stützen. Und auch Sabine von FLiP beschreibt auf www.frauenruhrgeschichte.de für Essen den originären Zusammenhang von Feminismus und Lesbischsein.18

Ein typisches Problem von Lesben in den Frauengruppen bestand zu Beginn der 1970er Jahre darin, so Rita Kronauer, offen zu artikulieren, Frauen zu lieben. Auch in Bochum traute sich die erste Lesbe, die 1975 in die Frauengruppe kam, zunächst kaum, dies anzusprechen. Damit stellt Rita Kronauer zugleich die Bedeutung autonomer frauenbezogen-feministischer Bewegungsöffentlichkeiten für die Herausbildung eines individuellen wie kollektiven politischen Bewusstseins (nicht nur als Lesbenbewegung) noch einmal dezidiert heraus.

Kategorienbildung und Geschichtsschreibung

Sie kritisiert: „Die Begrifflichkeit der ‚feministischen Wende‘ bricht einer bestimmten Geschichtsinterpretation Bahn, dass es nämlich Anfang der 1970er Jahre eine gemeinsame Schwulen- und Lesbenbewegung gegeben habe, aus der sich dann die Lesben gelöst hätten und eine ‚feministische Wende‘ vollzogen hätten.“ 19 Ihre Kritik am Modell dieser „Wende“ bezieht sich auf die implizite Linearität, suggeriert es doch, die Lesben, die diese Wende vollzogen hätten, seien vorher nicht feministisch und damit unpolitisch gewesen. Und sie sieht in diesem Modell einen Modus des Vergessen-Machens damaliger politischen Praxis: „Der politische Begriff eines feministischen ‚Lesbisch-Seins‘, wie wir ihn 15 Jahre lang nicht zuletzt in IHRSINN weiterentwickelt haben, ist heute nicht mehr erwünscht. Wenn wir die Debatte zum politischen Gehalt des Begriffs ‚Lesbe‘ ins Heute weiterführen, dann wird Lesbe immer mehr im Sinne von ‚sexuelle Minderheit‘ verstanden, die LSBTIQA+…-Reihung trägt dazu bei, der verschwommene Begriff des Queerfeminismus ebenfalls. In der Frage der ‚Leih‘mutterschaft zum Beispiel würden wir ‚alten‘ Lesben im Sinne unseres feministischen Politikverständnisses mit den Schwulen nie auf einen gemeinsamen Zweig kommen.“20

Die Politisierung der Mehrheit der Lesben, so die These von Rita Kronauer, verlief in den 1970er Jahren in der Auseinandersetzung mit dem Patriarchat in all seinen Facetten, wie sie in der autonomen Frauenbewegung geführt wurden. Rita Kronauer wählte den Lesbianismus als lebbare Praxis – im Bewusstsein der Bedeutung der autonomen Frauenbewegung, die die Abschaffung der Unterdrückungsstrukturen und Machtverhältnisse innerhalb der Gesellschaft im Blick hatte. In einem Papier „Überlegungen zur Lesbengruppe“ aus dem Jahre 1985 erklärt sie dieses politische Verständnis: „Die Lesbenbewegung entstand als Negativabgrenzung gegenüber den heterosexuellen Inhalten der Frauenbewegung mit dem Anspruch, als (vom Mann) nicht zu kompromittierende ‚Avantgarde‘ der Frauenbewegung eine radikale Politik zu entwickeln, deren langfristiges Ziel der (sic!) Beseitigung jeglicher Unterdrückung durch das Patriarchat war.“ 21

Vielleicht hat auch eine nur verkürzt als linear-zeitlicher Ablauf angeeignete Lesbengeschichtsschreibung die Figur der „feministischen Wende“ genährt, stellt Rita Kronauer wissenschaftskritisch zur Diskussion: Dass in Münster zwei namentlich bekannte Lesben bei der ersten „Homosexuellendemo“ 1972 aktiv waren und dass in Bochum 1970 eine Lesbe das erste Treffen der HAG – Homosexuelle Aktionsgruppe an der RUB – initiierte, ist historisch überliefert und von Christiane Leidinger überlieferungskritisch aufgearbeitet. Entscheidend für diese Suche nach den Anfängen war ihr Forschungsinteresse: den Narrativen der Schwulengeschichtsschreibung, die durchgehend Lesben ausklammerten, differenziertere Erkenntnisse entgegenzusetzen. Es ging ihr darum, der Ausblendung von Lesben in der von Schwulen vorangetriebenen Historiografie der Homosexuellenbewegung Sichtbarkeit als historische Subjekte zu verschaffen und das einseitige Bild zu revidieren. Dieses mythenkritische Interesse machte Leidinger dann auch explizit und provokant zum Titel ihres Aufsatzes: „Gründungsmythen zur Geschichtsbemächtigung? – Die erste autonome Schwulengruppe der BRD war eine Frau.“ 22

Auch der Forschungsgruppe zum queeren Münster ging es 2022 um die Sichtbarmachung von lesbischen Frauen und eine differenziertere Überlieferung im Kontext der für Münster und sein konservativ-katholisches Image bemerkenswerten ersten Demonstration, der in der bundesdeutschen Ereignisgeschichte der Homosexuellenbewegung ein herausragender Stellenwert zukommt – die Forschungsgruppe hatte sich nicht zuletzt zur Vorbereitung des 50-jährigen Jubiläums der Demonstration gebildet.

Anne Herscheid in Münster sah bereits 1973 keine Zukunft mehr in einer Zusammenarbeit mit schwulen Aktivisten und schrieb in einem Papier, das die Gründung einer eigenen Gruppe – die Homosexuellen Frauen Münster – vorbereitete: „Wir möchten Erfahrungen austauschen, sowohl mit den homosexuellen Emanzipations-Gruppen wie auch mit den Frauengruppen, da wir uns als Lesbierinnen mit den Zielen der neuen Frauenbewegung ebenso identifizieren wie mit denen der homosexuellen Emanzipationsgruppen.“ 23 Zugleich diskutierten Lesben andernorts, „ob wir uns als eine Fraktion innerhalb der Frauenbefreiungsbewegung begreifen und mit anderen Frauenorganisationen, die für eine Emanzipation der Frau eintreten, zusammenarbeiten wollen oder nicht.“ 24

Rita Kronauer macht sich, diesen Spuren folgend, für einen Forschungsansatz stark, der nicht nur zu belegen sucht, dass Lesben in schwulen Gruppen mitmachten, sondern für den gleichen Zeitraum untersucht, wie sich Lesben in den und mit den Frauenbewegungen organisierten und Teil davon waren, welche Auseinandersetzungen und Kämpfe ausgefochten wurden, wo Solidaritäten und Bündnisse entstanden, welche Aktionen und Projekte in einer gemeinsamen Agenda verfolgt wurden. Sie plädiert für Interviews mit Zeitzeuginnen jetzt und ein Quellenstudium in Archiven (nicht nur in ausZeiten), um die Sprachfähigkeit der feministischen Bewegungen in Dependenz und Differenz herauszuarbeiten.25

Zeitgeschichtliche Kontextualisierungen von Frauenfragen und Feminismen

Eingebettet waren die hier skizzierten, sich ‚autonom‘ verstehenden lesbischen Frauenzusammenhänge und Positionierungen während der 1970er Jahre in gesamtgesellschaftliche bundesrepublikanische Entwicklungen, in denen der Lebenssituation von Frauen verstärkt öffentliche Aufmerksamkeit zuteil wurde. Seit der Umsetzung von Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes im „Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts“, die sich bis zum Mai 1957 hingezogen hatte, seit den Bewegungen gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, der Jugend- und ‚Studentenbewegung‘, an denen sich auch Frauen beteiligten, blieben Fragen nach der gesellschaftlichen Situation von Frauen vor allem dank des Engagements vieler Aktivistinnen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern im öffentlichen Diskurs der Bundesrepublik.  Der Deutsche Gewerkschaftsbund rief 1972 zum Jahr der Arbeitnehmerin aus, die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNO) bestimmte 1975 zum Jahr der Frau – durchaus heftig kritisiert von internationalen Frauenbewegungen – und leitete ab 1976 die Dekade der Frau ein. Doch vor allem die Auseinandersetzungen um die Reform des § 218 politisierten Frauen zwischen Küche, Kirche und K-Gruppen26 in Westdeutschland. Die 1969 gewählte sozialliberale Koalition hatte 1971 eine Strafrechtsreform angekündigt. Quer durch das Land entstanden Initiativen und Bündnisse, die sich für die Abschaffung des § 218 engagierten. Im Juni 1971 erschien in der Zeitschrift Stern die Selbstbezichtigungskampagne von 374 Frauen unter der Überschrift „Wir haben abgetrieben!“ Im März 1972 führte die Deutsche Demokratische Republik (DDR) mit dem „Gesetz über die Unterbrechung der Schwangerschaft“ eine Fristenregelung ein. Diese rechtliche Regelung sorgte angesichts der Systemkonkurrenz im Kalten Krieg diesseits der Mauer für Diskussion und Aufregung. Im März 1972 trafen sich 450 Frauen aus Frauengruppen der gesamten alten Bundesrepublik zum ersten Bundesfrauenkongress in Frankfurt am Main, um ihre Proteste abzustimmen. Ihr politischer Anspruch auf ein Selbstbestimmungsrecht verdichtete sich in der Parole: „Mein Bauch gehört mir!“ 27

In dieser gesellschaftlichen Figuration nahmen Frauen aus der autonomen feministischen Bewegung radikale Positionen ein: Sie grenzten sich von jenen Frauen ab, die sich sozialistisch verstanden und die Frauenfrage im Sinne marxistischer Interpretation als Nebenwiderspruch behandelten. Sie positionierten sich gegen die Frauenpolitik in der DDR, die sie als Staatspatriarchat kritisierten. Und sie setzten sich ab von westdeutschen Partei- und Gewerkschaftsfrauen, die mit ihren Forderungen nach Reformen und Gleichberechtigung nur innerhalb des bestehenden kapitalistischen Systems agierten.

Vom § 218 …

Rita Kronauer gehörte seit 1974 zur Bochumer Frauengruppe. Diese bestand aus dem Plenum, aus mehreren Stadtteilgruppen und Themengruppen, die sich meist in einem wöchentlichen Turnus trafen. Rita Kronauer befasste sich hier intensiv mit Fragen des § 218, der das patriarchale, staatliche Gewaltverhältnis gegenüber den Körpern von Frauen geradezu paradigmatisch zum Ausdruck brachte – und immer noch bringt. Es gehörte zur politischen Arbeit der §218-Gruppe, Artikel aus der aktuellen Tagespresse und aus Alternativmedien auszuschneiden: „Wir haben immer schon Zeitungsausschnitte gesammelt, weil wir damit in den Siebzigerjahren Politik gemacht haben – in Zeiten vor dem Internet. Wir haben die Medien verfolgt, wie berichten sie zum Beispiel über Gewalt gegen Frauen, über den Paragraphen 218 und so weiter.“  Wir dachten: „Wenn wir über diese Fragen informieren, dann wird sich auch was verändern. Heute wird das vielleicht nicht mehr so gesehen, doch für uns war Aufklärung ein zentraler Ansatzpunkt für unsere Politik.“28 Dieser Ansatz stand neben den und parallel zu den anderen Aktivitäten der §218-Gruppe, an der sich auch die Frauen des Plenums beteiligten. Es gab Aktionen auf der Straße, Flugblätter wurden vor Frauenbetrieben und auf Wochenmärkten verteilt, eine „Abtreibungsberatung“ angeboten, Veranstaltungen durchgeführt und regionale und überregionale Vernetzungen aufgebaut.

… zu Aktionen gegen Bevölkerungspolitiken, Gen- und Reproduktionstechnologien

Die Bochumer Frauengruppe, insbesondere die § 218-Gruppe, sammelte – wie andere Frauengruppen in der Frauenbewegung – Informationen zu Frauenärztinnen und -ärzten, die Abtreibungen durchführten, und gab die Informationen im Rahmen ihrer Abtreibungsberatung im Frauenzentrum an betroffene Frauen weiter. Diese Informationen waren gemäß § 219a Strafgesetzbuch illegal. Rita Kronauer ging es in der Abtreibungsfrage nicht um einen Kompromiss. Sie verband in ihrer Frauengruppe den politischen Einsatz gegen den § 218 mit Fragen nach dem Selbstbestimmungsrecht und mit einer grundsätzlichen Kritik an der heterosexuellen Gewalt gegen Frauen, d.h. mit einer radikalen Kritik am gewaltsamen Zusammenspiel von Staat und Recht beim Zugriff auf den Frauenkörper: „Wir wollten keine Reformen, sondern dass Frauen selbst über ihren Körper bestimmen dürfen ohne Einschränkungen und ohne Einmischung des Staates.“ 29

1983 gründete Rita Kronauer mit weiteren Bewegungsfrauen die Gruppe Frauen gegen Bevölkerungspolitik in Bochum. Bei einer Aktion von sogenannten ‚Lebensschützern‘ auf dem Bonner Münsterplatz 1984 wollte die Bochumer Gruppe ein Transparent mit dem Slogan entrollen: „In der Dritten Welt Völkermord, hier pflanzt sich die deutsche Rasse fort!“ Sofort beschlagnahmte die Polizei das Transparent und nahm mehrere Frauen fest. Die Frauen erhielten eine Anzeige. In der ersten Instanz verurteilt, gab es jedoch in der zweiten Instanz einen Freispruch, weil die Zeugenaussagen der Polizisten sich als unhaltbar erwiesen. Rita Kronauer erinnert sich: „Für mich war die Kundgebung in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn, die nach einem so genannten ‚Sühnegottesdienst‘ stattfand, absolut unerträglich und fürchterlich. Es war als Erfahrung für mich das erste Mal, dass sich nach dem Nationalsozialismus auf offener Straße eine Vereinigung hinstellte und erklärte, die deutsche Frau solle deutsche Kinder gebären. Das durfte da offen gesagt werden von rechten, wirklich ultrarechten sogenannten Lebensschützern, die eine frauenfeindliche, rassistische Politik vertraten.“30

Bedeutung für feministisches Geschichtsbewusstsein

Mit historisch-politischem Erkenntnisinteresse wird an dieser Aktion deutlich, dass sich die sogenannten ‚Lebensschützer‘ und neofaschistische Gruppen mit Vorstellungen von reinen Volkskörpern nicht erst um die Jahrtausendwende in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit formierten, sondern dass sie sich nach 1945 kontinuierlich artikulierten und strukturell zur Geschichte der Bundesrepublik gehören.

Frauen wie Rita Kronauer engagierten sich, weil sich die frauenfeindliche Bevölkerungspolitik nach der Rassepolitik des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik fortsetzte. Angesichts aufgedeckter Skandale um medizinische Experimente mit Verhütungsmitteln an Frauen im Globalen Süden setzte sich die Bochumer Gruppe mit internationalen Bevölkerungspolitiken, den neugeschaffenen Reproduktions- und Gentechnologien und der Pränataldiagnostik auseinander. Sie zeigte die darin eingelagerten machtvollen rassistischen, eugenischen, sexistisch-patriarchalen Dimensionen: „Das war damit verbunden, dass Frauen mit Behinderungen abgehalten wurden, schwanger zu werden beziehungsweise gezwungen wurden abzutreiben. Das war die Fortsetzung von einem Denken, das seinen Höhepunkt in eugenischen Theorien des Nationalsozialismus fand, wo es explizit um Auslöschung von Behinderten ging.“ 31 Die Gruppe Frauen gegen Bevölkerungspolitik hinterfragte kritisch die Arbeit humangenetischer Beratungsstellen – diese Stellen berieten bei Erbkrankheiten in der Familie und waren die ersten, die pränataldiagnostische Beratung anboten.32 Die Gen- und Reproduktionsforschung befand sich zu Beginn der 1980er Jahre in starker Bewegung – 1982 kam in Deutschland das erste Kind zur Welt, das außerhalb des Körpers der Mutter gezeugt wurde.33 Seit 1984 lassen sich individuelle DNA-Profile erstellen, die eine Vaterschaft nachweisen. Noch konnten die Frauen gegen Bevölkerungspolitik nur in Ansätzen erfassen, zu was für einem Markt sich die Gen- und Reproduktionstechnologien entwickeln würden und welche gesellschaftlichen Transformationen diese hinsichtlich der Neuformierung von Mutterschaft, Vaterschaft und Verwandtschaft anstoßen würden.34

Auch anderswo in Deutschland gab es politische Aktionen gegen diese Beratungsstellen. „Diese Aktionen führten zu einer Kriminalisierung der Bewegung. Im Dezember 1987 wurden nämlich sehr viele Wohnungen von einzelnen Frauen und auch von Projekten hier im Ruhrgebiet, in Köln und auch in Hamburg durchsucht.“35

Frauen gegen Gen- und Reproduktionstechnologien

Es folgte eine Antwort auf diesen Kriminalisierungsversuch. Vom 28. bis 30. Oktober 1988 organisierten Gruppen aus dem  Bochumer Frauenzentrum, das Gen-Archiv aus Essen, das Feministische  Frauengesundheitszentrum FFGZ Frankfurt, die FINRRAGE-Koordination BRD, 36 sowie  Frauen aus Köln und Marburg  den Kongress „Frauen gegen Gen- und Reproduktionstechnologien“ in Frankfurt am Main.37 Über 2.000 Frauen kamen hier zusammen und diskutierten:  „Bei diesem Kongress haben wir mit Frauen mit Behinderungen zusammengearbeitet, denn die Gen- und Reproduktionstechnologien sind auch Technologien der Auslese und Ausmerze.“ 38

Dieser Kongress ist dokumentiert, auch ein Redebeitrag Rita Kronauers ist abgedruckt, in dem sie die „ungeheure Stärkung der heterosexuellen Lebensstrukturen“ 39 hervorhebt, die mit den Gen- und Reproduktionstechnologien verbunden ist: „HETEROSEXISMUS (…) ist eine Form von Sexismus, von Frauenunterdrückung, die sich nicht nur unserer Sexualität und unserer Gefühle bemächtigt, sondern unser gesamtes Frauenleben steuert und in eine gewünschte Richtung lenkt. Nämlich in die Richtung eines Mannes. (…) Es ist aber nur die eine Seite des Heterosexismus. Die andere ist die, daß wir unsere Liebe zu Frauen verlernen sollen, sie kanalisieren, unterdrücken, ihr einen der unteren Ränge zuweisen, diese Liebe als unnatürlich ansehen sollen und die heterosexuelle Normalität so stark werden lassen, daß z.B. lesbisches Leben zu einer Sache der Minderheit von Frauen wird. Und Minderheiten müssen toleriert werden! So weit lassen sich Frauen von ihrem Selbst entfremden, daß sie die eigene Heterosexualität zur Norm werden lassen, indem sie z.B. immer wieder von Sexualität reden, wenn sie Heterosexualität meinen. (…) Wir fragen uns, was es bedeutet, wenn wir R & G [Reproduktions- und Gentechnologien, ucs] in ihrer Funktion angreifen, mit der sie die Frauen festlegen, die Kinder kriegen sollen oder dürfen, nämlich die weiße, zur Mittelschicht gehörende, nicht behinderte oder angeblich erbgesunde und heterosexuelle Frau. Auf diese Analyse haben wir – und das ist auch weiterhin richtig – bisher so reagiert, daß wir uns mit unserem eigenen Rassismus, unserem eugenischen Denken und Handeln, unserem Leistungsdenken, unserem Verhältnis zu Gesundheit und Krankheit auseinandergesetzt haben – und dies z.B. auf diesem Kongreß weiter tun werden.“ 40

Bedeutung für wissensgeschichtliche Forschungen und gesellschaftspolitische Entwicklungen

Die Dokumentation des Kongresses bietet einen tiefen Einblick in die theoretische Dichte des feministischen Denkens der 1980er Jahre. Diskriminierungserfahrungen werden in mehrfacher, verschränkter Perspektive analysiert, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Ableismus als staatliche, heteronormative Gewaltverhältnisse herausgestellt und in ihrer internationalen/ globalen Verschränktheit kritisiert. Texte wie „Lesben gegen Reproduktions- und Gentechnologien“ spannen – mit dem Bewusstsein für gegenwärtige Problemlagen gelesen – zeitliche Dimensionen auf, die Bewegungen im Denken und Sprechen, in Normen und Werten, in Recht, Politik und gesellschaftlichen Verhältnissen nachvollziehbar machen. Die Texte sind an zahlreichen Stellen intersektionaler angelegt, als es die Anrufung von Intersektionalität heute vielfach einzulösen vermag. Die in der Dokumentation überlieferten Argumentationen zu Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Klassismus, Ableismus und Patriarchat als staatlicher Gewaltform mögen terminologisch nicht dem heutigen Wording für die Diskussion dieser Gewaltverhältnisse entsprechen, doch sind sie in ihrer Machtkritik keineswegs überholt und deshalb eine herausragende Quelle zur Entwicklung feministischer Gesellschaftskritik. Angesichts der Diskussionen um strukturellen Rassismus liest sich folgende Position wie ein aktueller Debattenbeitrag: „Der HETEROSEXISMUS ist – ähnlich wie der Rassismus und andere patriarchale Unterdrückungsstrukturen –  einerseits institutionell in diesem System verankert, z.B. durch das Primat von Ehe und sogenannter Partnerschaft –  und auf dieser Ebene ist er auch zu bekämpfen. Andererseits durchdringen heterosexistische – ähnlich wie rassistische – Strukturen all unsere Lebensbereiche, bestimmen unsere Wertmaßstäbe, besetzen unseren Verstand und vor allem auch unsere Gefühle. Und das ist die Ebene, die wir genauso in unsere Auseinandersetzungen mit einbeziehen müssen, wenn wir einen wirksamen Widerstand leisten wollen gegen männliche Machtstrukturen, die Macht der Männer, die Reproduktions- und Gentechnologien.“ 41 Dies sieht auch Rita Kronauer so: „Also man wundert sich, was so alles angesprochen wurde – das ist spannend zu lesen und zu sehen, wie weit das bereits ging.“42 Linda Unger kommt in ihrem 2023 erschienenen Essay nach umfangreichen Quellenstudien zu dem Schluß: „Der Widerstand der Frauen- und Lesbenbewegung gegen Reproduktions- und Gentechnologien ist vielen heute nicht mehr bekannt – es gibt noch viel Quellenmaterial auszuwerten. Er hat jedoch nachhaltige Erfolge erzielt: Gesetzliche Regelungen für Genforschung und Reproduktionstechnologien (Stammzellenforschung, Klonen) sind in Deutschland deutlich strenger als im internationalen Vergleich, und der vermeintliche Fortschritt bewegt sich langsamer. Nicht zuletzt, weil Feministinnen mehr als ein Jahrzehnt lang immer wieder die Frage gestellt haben, für wen die Errungenschaften der Reproduktions- und Gentechnologien tatsächlich ein Gewinn sind und sich konsequent an die Seite derer gestellt haben, für die sie eben keinen Fortschritt bedeuten.“ 43

IHRSINN

Rita Kronauer gehörte ab 1990 zum Redaktionsteam der sich als radikal-feministisch verstehenden Lesbenzeitschrift IHRSINN – was für ein magischer Titel –  Ihr Sinn! Hier tauchten viele Themen ihrer aktiven Politik wieder auf, wie die sexistische, staatliche, strukturelle Gewalt gegen Frauen, wie Bevölkerungpolitik oder die Kritik an Reproduktions- und Gentechnologien aus einem lesbisch-feministischen Blickwinkel.  Die Zeitschrift erschien von Januar 1990 bis Dezember 2004 zweimal jährlich in insgesamt 29 redaktionell in unbezahlter Arbeit hergestellten Heften. Die Auflage betrug 1.000 Exemplare, jedes Heft umfasste rund 120 Seiten mit einem Schwerpunktthema. Gitta Büchner, Zeitzeugin und Mitglied des Redaktionsteams von IHRSINN hat über diese Zeitschrift einen Artikel verfasst. Darin zitiert sie mit deutlichem Anspruch generationenbezogener Didaktik zum feministischen Selbstverständnis der Zeitschrift aus einem 1989 erschienenen Werbefaltblatt: „Wir schöpfen unsere Stärke sowohl aus dem subversiven Potential aller Lesben als auch aus radikalfeministischer Politik, aus einem tätigen Bewusstsein, das darauf ausgerichtet ist, das Heteropatriarchat in seinen verschiedenen Verpackungsformen nicht nur reformfeministisch zu entsorgen, sondern ihm die Wurzeln abzutrennen.“ 44 Damit wandte sich die Redaktion auch an nichtlesbische Feministinnen.

Mit ihrer Arbeit in frauen- und lesbenpolitischen Gruppen und Projekten hat sich Rita Kronauer einer Integration in den normalen Arbeitsmarkt verweigert. Sie hatte sich früh entschieden,  keine Laufbahn als Psychologin einzuschlagen, und mit ihrer Entscheidung, in einem so arbeitsintensiven Projekt wie IHRSINN mitzuarbeiten, setzte sie die Haltung fort, ihre Energie in autonome frauen- und lesbenpolitische  Zusammenhänge einzubringen.

ausZeiten

Die Aufklärungsarbeit über Bevölkerungspolitik hat sich auch tief in die Struktur des Archivs ausZeiten eingeschrieben, das Rita Kronauer als Projekt frauenbewegter und feministischer Erinnerungskultur geprägt hat. Jedes Archiv hat eine eigene Systematik, weil jedes Archiv aus einer eigenen Geschichte heraus entstanden ist. 45 Für die für ausZeiten grundlegende Materialsammlung bildete die Bevölkerungspolitik den zentralen Schwerpunkt, weil sich in ihr Frauenkörper und staatliche Machtverhältnisse kreuzen. So bildet die Bevölkerungspolitik z.B. bei der Ländersystematik im ausZeiten den ersten Zugang, bevor andere Themen zu Frauen in diesem Land einsortiert werden. Der Ursprung des Archivs liegt letztlich im Aufbau eines umfänglichen Wissensspeichers, um die eigene, die autonome radikal-feministische Politik faktenbasiert im aufklärerischen Sinne zu untermauern: „Wir haben beschlossen, dass wir uns mit unseren wichtigen Themen dagegen wehren wollen, dass wir kriminalisiert werden. Wir haben nicht die Repressionen vorangestellt (die natürlich auch stattgefunden haben), wie das die Linke oft tut, sondern wir haben auf unsere Themen gesetzt.“ 46 Als Gegenüberlieferung zu den Mainstreammedien wurden und werden Zeitschriften, Broschüren, Graue Literatur und sonstige Materialien aus der Bewegung gesammelt, zunehmend kommen heute im ausZeiten auch Bücher hinzu: „Es ist eine neuere Entwicklung der letzten Jahre, dass Bücher wichtiger werden, Bücher aus den 70er, 80er Jahren, die ja heute auch bedeutende Überlieferungen zur Entwicklung feministischen Denkens darstellen. Viele Nutzerinnen müssen aktuell lernen, zeitgenössische Bücher einzuschätzen und als historische Quellen zu lesen, wenn sie ein bestimmtes Thema bearbeiten. So empfehle ich manchmal Bücher –  als Zeitzeugin gewissermaßen.“47

Archivarbeit als politische Praxis

Rita Kronauer hat eine dezidiert politische Haltung zur Archivarbeit: „Wir sammeln auch das, was andere Frauenarchive haben, weil ich eine Vertreterin der doppelten Archivierung bin, schließlich gibt es die Erfahrungen des Nationalsozialismus: Ein Archiv wird zerschlagen und dann ist nichts mehr da. Und deshalb finde ich es gerade bei zentralen Themen ganz wichtig, dass viele Archive Überlieferungen aufbewahren. Vielleicht auch, um gewappnet zu sein. Wir wissen nicht, was kommt. Aber es ist natürlich auch praktisch für die Nutzerinnen, die dann nicht so weit reisen müssen.“48

Für sie sind alle Bestände im ausZeiten gleich bedeutend, denn es kommt auf das Erkenntnisinteresse an, das an sie herangetragen wird. Als eine besondere Quelle zieht sie aus dem Archivregal die Frauenzeitung. Frauen gemeinsam sind stark, die auf einer Konferenz von Frauengruppen am 4. und 5. Mai 1973 in Frankfurt am Main als unabhängige Zeitung konzipiert wurde, um „der Information, theoretischen Klärung und Erarbeitung von gemeinsamen Positionen innerhalb der Frauengruppen“ zu dienen. 49 Die erste Ausgabe erschien am 1. Oktober 1973. Die Zeitung ist nicht nur aus inhaltlichen Gründen eine wichtige Quelle zur Erforschung der westdeutschen Frauenbewegung, sondern zugleich auch aus medienhistorischen Aspekten: Im 21. Jahrhundert ist es kaum mehr vorstellbar, wie ohne digitale Infrastruktur und Handyempfang von unerfahrenen Gestalterinnen in unbezahlter Arbeit dieses Medium auf die Beine gestellt werden konnte.

Was als Regal mit Ordnern im eigenen WG-Zimmer begann, dann im Bochumer Frauenbuchladen Platz fand, nahm zu Beginn der 1990er Jahre eine neue Qualität an: „Wir haben uns zwei Jahre getroffen und ein Konzept entwickelt, eine Systematik entwickelt.“ 1995 wurde dann das feministische Archiv ausZeiten gegründet, das sich aus Spendengeldern und durch unbezahlte Arbeit finanziert. ausZeiten hat sich von Anfang an über das ‚Archivetreffen‘ der Lesben- und Frauenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, Luxemburg und Italien vernetzt. Aus diesen Treffen ging 1994 der Dachverband i.d.a. hervor, dessen Wortbildmarke für „informieren, dokumentieren, archivieren“ der deutschsprachigen  Lesben- und Frauenarchive steht. Rita Kronauer hat sich auch hier mit der ihr eigenen Sorgfalt in der Vernetzung, beim Aufbau der META-Datenbank und beim Ausbau des Digitalen Deutschen Frauenarchivs engagiert. „Wer erinnert, wer bringt die Dinge ins kulturelle Gedächtnis? Das können nur wir hier.“50   „Wir hier“ – das sind alle Mitarbeiterinnen von ausZeiten aus fast drei Jahrzehnten, alle Mitstreiterinnen aus fünf Jahrzehnten, alle Förderinnen und Unterstützerinnen und Spenderinnen von nah und fern.

Und sonst?

Und was machten radikal-feministische Lesben wie Rita Kronauer sonst so? Außer den politischen Kampf organisieren und in der Freizeit Frauendiskos und Frauenschwoofs besuchen? Sie fuhren auf das New-Jazz Festival nach Moers und zur Frauenmusikwoche in Neetze, wo sie als Kontrabassistin beim Abschlusskonzert der Gruppe um die Saxophonistin Sibylle Pomorin jazzten, und sie hatten Spaß mit Schlagern von Caterina Valente – mit trinkfreudigen Heteras in der legendären Band Die Chilly Lillies. Klar ist für Rita Kronauer deshalb: „In meinem zweiten Leben werde ich Kontrabassistin. Gemeinsam mit Joëlle Léandre, Ulla Oster, Romy Herzberg, Esperanza Spalding, Gudrun Schnellbacher und Octavia Gloggengiesser spiele ich dann auf dem Summit der Kontrabassistinnen!“51

Dr. Uta C. Schmidt, frauen/ruhr/geschichte/ Rita Kronauer, ausZeiten

Dieser Text ist eine Gemeinschaftsarbeit. Er entstand in einem dialogischen Verfahren, beginnend mit einem Interview, das Uta C. Schmidt und Rita Kronauer im „ausZeiten. Feministisches Archiv für Frauen Lesben Mädchen“ führten. Beide kennen sich aus einer gemeinsamen Frauenband. Nach deren Auflösung kümmern sich beide in unterschiedlichen Netzwerken um eine frauen*- und geschlechtersensible Erweiterung der (Ruhrgebiets)Geschichte und vor allem um die Sichtbarmachung von Frauen- und Lesbengeschichte als Bewegungsgeschichte. Wenn www.frauenruhrgeschichte.de exemplarisch Biografien von Frauen in regional-, wirtschafts- und sozialgeschichtliche Zusammenhänge einbettet, um Einblicke in komplexe gesellschaftliche Wandlungsprozesse zu ermöglichen, dann war ein Porträt mit Rita Kronauer für dieses Portal lange überfällig: eröffnet sich doch über ihr politisches Engagement ein besonderer Blick auf Frauenbewegungen und einen radikal-lesbischen Feminismus im Ruhrgebiet. Vor allem aber wird ihr einzigartiges erinnerungspolitisches Engagement präsent, mit dem diese Aktivitäten im kulturellen Gedächtnis der Region verankert werden können.

Der erste Textentwurf, den Uta aus dem Interview formulierte, wurde zum Arbeitspapier für einen intensiven Austausch, der über die Quellen der Geschichtsschreibung, die im ausZeiten zu finden sind,  hinaus vor allem um die Mechanismen der Wissensproduktion ging. Wir thematisierten unsere jeweiligen Positionierungen im historischen Prozess, in der Geschichtsschreibung und -vermittlung: die Zeitzeugin Rita, die zugleich als Archivarin auch eine Historikerin ist und die Historikerin Uta, die zugleich auch eine Zeitzeugin ist, beide jedoch mit vielfältigen Erfahrungen an unterschiedlichen Orten und in unterschiedlichen politischen Kontexten. Es ging um Fakten und Vorstellungen, um Konkretisierungen und Verallgemeinerungen, um das spannungsgeladene Verhältnis von Erfahrung, Erinnerung und Erkenntnis. Wir diskutierten, wie im Prozess der Geschichtsschreibung die Komplexität historischer Figurationen erhalten bleiben kann und wie weit die mit der Postmoderne in Verruf geratene „Linearität“ als formales Gestaltungsgerüst historiografischen Erzählens die Verständlichkeit eines Textes unterstützt. Wir problematisierten die Kategorienbildung in der (soziologischen) Forschung, die – so sie es zu einer gewissen Autorität gebracht hat – einer Kanonbildung Vorschub leistet, die versämtlicht (Hedwig Dohm) und die Erfahrungen stillstellt. Denn während die Historikerin Uta sich bei der Organisation des Textes an Zeitvorstellungen wie der „‘feministischen Wende‘ der Lesbenbewegung“ orientierte, wie ihn Ilse Lenz vorgeschlagen hatte, widersprach die Zeitzeugin Rita erfahrungsgesättigt vehement dieser Wendevorstellung, sowohl aus politischen Erfahrungen in Bochumer Frauen- und Lesbenbewegungen als auch aus persönlichen Erinnerungen. Belegt durch zahlreiche Materialien aus dem Archiv ausZeiten begannen wir in einer gemeinsamen historisch-kritischen Textarbeit, (akademische) Wissensorganisation infrage zu stellen und zu revidieren: historisch-kritisch, weil wir uns aus gegenwärtigen Orientierungsfragen heraus der frauen- und lesbenbewegten Vergangenheit zuwandten, um Zukunft entwerfen zu können. Der orientierende Blick in die Vergangenheit schärft den Möglichkeitssinn, dass Dinge nicht so laufen müssen, wie sie sind. Die Überlieferungen radikaler lesben- und frauenbewegter Politik seit den 1980er Jahren konfrontierten uns mit einem unerhörten Denken von geradezu beschämender Aktualität, sei es, was die Problematisierung von Sexismus, Rassismus und Klassimus in ihren Verschränkungen oder die Kritik am imperialistischen Kapitalismus und an der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen anbetrifft.

  1. Dieser Text basiert auf zwei Interviews mit Rita Kronauer, die Uta C. Schmidt am 25. Juli und am 29. November 2022 in den Räumen von ausZeiten in Bochum geführt hat. Es folgte ein intensiver E-Mail-Austausch und eine konkrete Arbeit am Text.
  2. So erschienen  1973 Theodor W. Adornos Studien zum autoritären Charakter als deutsche Teilausgabe von „The authoritarian personality“, Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
  3. Lenz, Ilse (2008), Anfänge: Versuch die richtigen Fragen zu stellen, in: dies. (Hg.), Die neue Frauenbewegung in Deutschland. Abschied vom kleinen Unterschied. Eine Quellensammlung, Wiesbaden, S. 49
  4. Hier exemplarisch Holzkamp, Klaus (1964), Theorie und Experiment in der Psychologie: Eine grundlagenkritische Untersuchung, Berlin; Holzkamp, Klaus (1972), Kritische Psychologie, Frankfurt a.M.
  5. Interview mit Rita Kronauer, 25. Juli 2022.
  6. Frauenzentrum München, Lesben und Frauenbewegung, in: Lenz, Die Neue Frauenbewegung in Deutschland, 7.11, S.  256.
  7. Ebd.
  8. Vgl. Linda Unger (2021): Wer hat Angst vor der Doppelaxt?, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv,  https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/wer-hat-angst-vor-der-doppelaxt [zuletzt besucht am: 04.10.2022]; siehe auch Linda Unger (2019): Wir wollten nicht mehr auf die Revolution warten – Die Bochumer Frauen- und Lesbenbewegung in den 1970er-Jahren, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv, https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/wir-wollten-nicht-mehr-auf-die-revolution-warten-die-bochumer-frauen-und-lesbenbewegung [zuletzt besucht am: 04.10.2022].
  9. Siehe dazu die Ausstellung „Münsters queere Geschichte(n“), Roll-Up 2, online unter https://www.queer-muenster.de. Das Foto wird überliefert im Stadtarchiv Münster, Rosa Geschichte(n) Schwul-lesbisches Archiv Münster, Fotosammlung.
  10. Julia Paulus in: Claudia Kemper, Lea Müseler, Julia Paulus im Interview mit Uta C. Schmidt: Queer Münster. Eine andere Geschichte der Stadt, in: blog interdisziplinäre geschlechterforschung, 18.10.2022, www.gender-blog.de/beitrag/queer_muenster/, DOI: https://doi.org/10.17185/gender/20221018
  11. ausZeiten, NL_LZBO I00102_36
  12. Lenz, Die Neue Frauenbewegung in Deutschland, S.  231.
  13. Ebd.
  14. Vgl. ebd., S. 235.
  15. Ebd.
  16. Quellenbeleg von Rita Kronauer in: https://www.meta-katalog.eu/Record/74090fmt#?showDigitalObject=74090fmt_1&c=&m=&s=&cv=11&xywh=-95%2C0%2C3725%2C2375
  17. Das Frauenjahrbuch erschien 1975. Bei diesem Text steht vorweg, dass er bereits 1972 für ein ähnliches Buchprojekt geschrieben wurde, das aber damals nicht verwirklicht werden konnte, vgl. Frauenjahrbuch 1975, hrsg. v.: Jahrbuchgruppe des Münchener Frauenzentrums, München: Verl. Roter Stern, 1975, S. 200f.
  18. Vgl. https://www.frauenruhrgeschichte.de/frg_biografie/flip/
  19. Rita Kronauer, E-Mail an Uta C. Schmidt, 31. Januar 2023, und im daran anschließenden Austausch.
  20. Ebd.
  21. ausZeiten, NL_LZBO I00102_36.
  22. Vgl. Leidinger, Christiane (2011), Gründungsmythen zur Geschichtsbemächtigung? – Die erste autonome Schwulengruppe der BRD war eine Frau, in: Invertito, 13. Jg., S. 9-39.
  23. Aus einem Rundbrief der Homosexuellen Frauen Münster, Ende 1973, Ausstellung „Münsters queere Geschichte(n“), Roll-Up 10; Anne Herscheid, Mona Setter und vier andere lesbischen Frauen gründeten die Gruppe Homosexuelle Frauen Münster, die 1974 zusammen mit einer feministischen Frauengruppe das erste Frauen- (und Lesben)zentrum in Münster initiierten. Die Homosexuellen Frauen Münster organisierten im Oktober 1975 auch ein bundesweites Lesbentreffen in der Stadt. Aus dem Bericht einer Berlinerin geht hervor, dass dort 1975 Lesben aus Bochum, Duisburg, Essen, Dortmund und Gelsenkirchen vertreten waren. Es zeigt sich mit einem ruhrgebietsbezogenem Blick, dass bis auf Gelsenkirchen – eine Stadt, die allerdings in der Stadtlandschaft Ruhrgebiet an zwei Universitätsstädte angrenzt – alle Teilnehmerinnen aus Städten mit Hochschulstandorten kamen, vgl. ebd., Roll-Up 11.
  24. Exemplarisch HAW [Homosexuelle Aktion Westberlin]-Frauengruppe, Warum sich eine Frauengruppe gebildet hat, wie sie entstand, was sie bis jetzt getan hat und welches ihre Ziele sind (1972), in: Lenz, Die neue Frauenbewegung in Deutschland, S. 236-238, hier S. 237.
  25. Rita Kronauer, E-Mail an Uta C. Schmidt, 31. Januar 2023, und im daran anschließenden Austausch.
  26. Als K-Gruppen werden politische Gruppen wie Kommunistischer Bund Westdeutschlands/KBW, Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands/MLPD etc. bezeichnet, die sich ab Ende der 1960er-Jahre am Maoismus orientierten, mit dem Ziel, die bürgerliche Gesellschaft (ggf. mit Waffengewalt) abzuschaffen. Viele Gruppen lösten sich seit den 1980er Jahren auf bzw. sind kaum noch von Bedeutung, vgl. Schubert, Klaus/Martina Klein (2020): Das Politiklexikon. 7., aktual. u. erw. Aufl. Bonn: Dietz, Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, hier zit. n. https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/17704/k-gruppen/
  27. Vgl. zu Frauenbewegungen in Bundesrepublik und Deutscher Demokratischer Republik dieser Zeit: Hochgeschurz, Marianne unter Mitarbeit v. Uta Gosmann, Barbara Renz (1998), Die siebziger und achtziger Jahre, in: Politeia. Szenarien aus der deutschen Geschichte nach 1945 aus Frauensicht, hg. v. Kuhn, Annette/ Pitzen, Marianne/ Hochgeschurz, Marianne (Hg.), Bonn, S. 154-199, hier auch das Coverbild der Zeitschrift Stern, abgedruckt auf S. 171.
  28. Interview mit Rita Kronauer, 25. Juli 2022.
  29. Vgl. Rita Kronauer (2021): „Wir wollten keine Reformen“, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv  www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/angebote/dossiers/218-und-die-frauenbewegung/wir-wollten-keine-reformen [zuletzt besucht am: 07.10.2022].
  30. Interview mit Rita Kronauer, 25. Juli 2022.
  31. Rita Kronauer, „Wir wollten keine Reformen“.
  32. Rita Kronauer, ebd.
  33. Vgl. https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-geburt-erstes-deutsches-retortenbaby-100.html [zuletzt besucht am: 07.10.2022].https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/die-grenzen-der-selbstbestimmung
  34. Vgl. Braun, Christina von (2018), Blutsbande. Verwandtschaft als Kulturgeschichte, Berlin.
  35. Rita Kronauer, ebd.
  36. FINRRAGE – Feminist International Network of Resistence to Reproductive and Genetic Engineering  https://www.finrrage.org/
  37. Aufruf zu dem 2. bundesweiten Kongress „Frauen gegen Gen- und Reproduktionstechnologien“, in: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis 11 23 (1988), S. 163-166. Die Trägerschaft des Kongresses übernahmen der Verein Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen, Köln und das FFGZ, Frankfurt M. Der 1. Kongress fand 1985 in der Bundeshauptstadt Bonn statt.
  38. Interview mit Rita Kronauer, 25. Juli 2022.
  39. Kronauer, Rita, Lesben gegen Reproduktions- und Gentechnologien (1989), in: Bradish, Paula/ Feyerabend, Erika/ Winkler, Ute im Auftrag der Kongreßvorbereitungsgruppe (Hg.), Frauen gegen Gen- und Reproduktionstechnologien. Beiträge vom 2. Bundesweiten Kongreß Frankfurt, 28.-30.10.1988, München, S. 133-135, S. 134.
  40. Ebd., S. 133f. Großgeschriebene und kursiv abgesetzte Heraushebungen im Text.
  41. Ebd., S. 135.
  42. Interview mit Rita Kronauer, 25. Juli 2022.
  43. Unger, Linda, Die Grenzen der Selbstbestimmung – Feministische Kritik an Bevölkerungspolitik, Reproduktions- und Gentechnologien in den 1980er Jahren, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv (2023), https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/die-grenzen-der-selbstbestimmung [Zuletzt besucht am: 16.05.2023]
  44. Gitta Büchner (2021): Der radikale IHRSINN, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv, www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/der-radikale-ihrsinn [zuletzt besucht am: 07.10.2022].
  45. So gibt es in Bochum neben dem ausZeiten noch zwei weitere, im Kontext zeitgenössischer Emanzipationsbewegungen „autonom“ entstandene Wissensspeicher zu Frauenbewegungen: LIESELLE, das Frauenarchiv an der Ruhr-Universität Bochum (Gründung 1978) und das Madonna- Archiv und Dokumentationszentrum Sexarbeit (Gründung 1991). Vgl. dazu Vgl. Katja Teichmann (2022): Zur bewegten Geschichte des Autonomen Frauen- Lesbenreferats der Ruhr-Universität Bochum (1977–1990), in: Digitales Deutsches Frauenarchiv, URL: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/zur-bewegten-geschichte-des-autonomen-frauen-lesbenreferats-der-ruhr-universitaet-bochum[zuletzt besucht am: 07.10.2022]; vgl.  Mechthild Eickel (2021): Madonna e.V. – Verein zur Förderung der beruflichen und kulturellen Bildung von Sexarbeiterinnen, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv, URL: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/madonna-ev [zuletzt besucht am: 07.10.2022].
  46. Interview mit Rita Kronauer, 25. Juli 2022.
  47. Interview mit Rita Kronauer, 25. Juli 2022.
  48. Interview mit Rita Kronauer, 25. Juli 2022.
  49. Julia Hitz (2019), Selbstvergewisserung und gemeinsames Forum: FRAUENZEITUNG – Frauen gemeinsam sind stark, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv, www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/selbstvergewisserung-und-gemeinsames-forum-frauenzeitung-frauen-gemeinsam-sind-stark [zuletzt besucht am 30.11.2022], vgl. zu der von der Frauenaktion Dortmund produzierten Frauenzeitung – Frauen gemeinsam sind stark Schmidt, Uta C. (2020), „Zwischen Kochtopf und Maloche“ – Patriarchat und Patriarchatskritik im Ruhrgebiet, in:  Schlüter, Anne/ Metz-Göckel, Sigrid/ Mense, Lisa/ Sabisch, Katja (Hg.), Kooperation und Konkurrenz im Wissenschaftsbetrieb: Perspektiven aus der Genderforschung und -politik, Leverkusen: Verlag Barbara Budrich, S. 64–79.
  50. Interview mit Rita Kronauer, 25. Juli 2022.
  51. Interview mit Rita Kronauer, 25. Juli 2022.
Orte:

ausZeiten e.V. Bildung, Information, Forschung und Kommunikation für Frauen, Herner Str. 266, 44809 Bochum

Zitation: Uta C. Schmidt/ Rita Kronauer, "Wer erinnert, wer bringt die Dinge ins kollektive kulturelle Gedächtnis? Das können nur wir hier.", Version 1.0, in: frauen/ruhr/geschichte, https://www.frauenruhrgeschichte.de/biografien/rita-kronauer/

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